Die die Grundlagen der Physiognomik

geheimen Maße (auch nicht solche von Winkeln) und Proportionen gibt, die sich in einfachen Zahlen ausdrücken ließen. Auch läßt sich darum die Schönheit nicht nach Maß und Zahl bestimmen. Nur so ist Natur nicht Kunst und umgekehrt. Und nur so sind beide unendlich. Nur in einer endlichen Welt, in einer Welt, in welcher Wort und Ding zusammenfallen, könnte es solche einfache Zahlenverhältnisse geben. Wäre dann nicht die Geometrie die Einheit von Natur und Kunst und die Zahl der Inhalt der Welt? Wäre dann nicht die Natur voller Winkel? Schon gedeutet, bevor sie erschaffen war? Vorherbestimmt? Stumm, tot?

Ebensowenig wie einfache Zahlenverhältnisse im organischen Gebilde oder im Gesicht der Wesen „wahr‘‘ sind, ist das christliche Kreuz ein Koordinatensystem. Wie das von Friedrich Schlegel auf seine zugleich überschwengliche und frivole Weise behauptet wurde, da erden Satz aussprach, daß am Jüngsten Tage die Gestirne des Weltalls sich zusammenziehen und am Himmel ein ungeheures goldenes Kreuz bilden würden. Für den christlichen Fatalisten, für den Kalvinisten, für den Vorherbestimmten und Gezählten ist dieses christliche Kreuz allerdings Maß, Vernunft, Ordnung, Koordinatensystem. Für diesen Christen ist die

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