Die Donau
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■J. Feb. 1936. ____
Also doch : Es ist uns eine Freude belichten zu können, daß das alte, unhygienische und baufällige Gebäude der Volksschule nun durch ein entsprechendes, wenn auch einfaches aber dennoch gesundes Gebäude ersetzt werden soll. Diese Rührigkeit ist der agilen GemeindeDorstehung zu perdanken, die — hier sei es erwähnt — die Schulden der Gemeinde ausbezahlt und den Voranschlag fürs kommende Jahr um l'5 Millionen Din Deduziert hat. den bisherigen Perzentsatz der Stenern von 100 -auf 80 Prozent verminderte, die Zahl der Beamten auf das notwendigste herabsetzte und dabei doch Mittel und Wege fand auch diese brennende Frage einer Lösung zuzuführen. Durch diesen Beschluß kommen die von der Anleihe stammenden toten Gelder in die Hände unserer Arbeiter, steigern den Verkehr °und die Lebensmöglichkeit, endlich 'aber ist es doch das schönste Geschenk der Alten an die Kinder, das nebst seinem Werte auch dauernd ist, dabei ein Ort, wo die Kleinen einen Dritteil des Tages verbringen. Es sei daher der rührigen Gemeindeleitung auch im Namen der Öffentlichlichkeit gedankt mit dem Ersuchen, daß sie unter der Führung des Gemeindevorstandes Stephan Mohr weiter in dieser Richtung und mit dieser Arbeitslust walten mögen. Ihr Name wird hiedurch in die Geschichte Apatins unauslöschlich eingetragen! Zu ihrem Vorhaben wünschen wir ihnen von Herzen vollsten Erfolg.
Feuerwehrtombola. Heute Samstag abend findet in den Räumlichkeiten der Brauerei das schon längst angekündigte und mit Neugierde erwartete Tombola des Feuerwehrvereines statt. Ungefähr 1000 sehr wertvolle und nützliche Gegenstände werden ausgespielt, am besten interessiert man sich natürlich sür das große Tombola. Hier geben wir das Bild: wozu aber bemerkt sei, daß dies eine Ausnahme von vor zwei Wochen ist, inzwischen wurde es noch weiter gesüttert und hat erheblich zugenommen. Wenn man Glück hat. kann man daher sür einen ganz geringen Betrag zu einem selten Schwein kommen. Eintritt ist per Person 6.— Dinar und eine Tombolakarte kostet nur 2.— Dinar. Es wird gebeten, Spenden in der Kaserne abzugeben.
DIE DONAU
Plötzlicher Tod. Frau Anna Bauer geb Keller sah Sonntag nachmittag mit mehreren Bekannten bei gemütlichem Plausch eisammen. Plötzlich fiel sie zusammen und war aus der Stelle toN Der herbeigerusene ^ konnte nur mehr Herzschlag als Todesursache feststellen.
Selbstmord. Die Witwe nach weil Joses Sayer hat sich am Sonntag im Schupfen ihres Hauses erhängt und wurde erst aufgefunden als der Tod schon längst eingetreten war. Die Arsache der Tat ist unbekannt, wahrscheinlich handelte es sich aber um Geistesstörung, denn alle ihre sonstigen Verhältnisie geben keinen Anlaß dazu. daß man auf einen anderen Grund folgern könnte.
Rauschenberger-Denkmal. Neuerdings sind folgende Spenden eingelausen: Balthasar Majertschek Lehrer Sonoplja 50. Josef Moser Passau 25'—, Lorenz Moser Linz 25—, Anton Strumberger Kaufmann 50'—. Schuhmacher-Zunft 50'—, Anton Endstraher Kaufmann Deronje 20'—. Bauernheim 100'—. Bauernhilse 100'—, Johann Andres 10'—, Anton Gutjan 10 Peter Windischmann 20 — und BürgerKasino u. Leseverein 200.— Dinar, d. i. zusammen 600'—; weiter Franz Piry Nemetboly 15 —, Jakob Zimmermann Budapest 5' —, Dr. Bernhausen Naichle Peter Paul Budapest 10'— und Anton Tavasy Budapest 5'— Pengö, zusammen 35 Pengö. Das Komitee entbietet allen Spendern seinen innigsten Dank. Jur Errichtung des Grabmales sind bisher 5485 Dinar und 72 Pengö eingeflossen.
Verlauf des Faschiugsballs der Soz. Missionsgesetlschaft. Wie es ja voraus zu sehen war. ist der Bail der Sozialen Missionsgesellschaft glänzend gelungen. Die Räumlichkeiten der Bräuerei waren überfüllt, eine großes, elegantes Publikum war erschienen, der Empfang und die Bedienung der Gäste war sehr zufriedenstellend. Sin herrlicher Anblick war die Dekorierung des Saales, der den guten Geschmack und die aufopfernde Arbeitsfreude der Missionsdamen verriet. Natürlich wirkten in diesem Nahmen die wunderschönen Toiletten rei¬
zend. Aber auch die Mädchen und Frauen waren sehr zufrieden, denn es gab der Tänzer viele und fleißige. In froher Stimmung blieb man beisammen, bis die Sonne die Gäste zum Heimgange zwang. Moralisch und materiell war es ein voller Erfolg und wird viel dazu beihelsen. daß die Tätigkeit der so liebevoll arbeitenden Gesellschaft erleichtert wird.
Generalversammlung des Schachttubs. Der hiesige Schachklub hat aus seiner Generalversammlung die Neuwahl der Funktionäre vorgenommen. Zum Präses wurde Joses Selig gewählt. Vizepräses ist Zoran Antic. Sekretär Dr. Joses Berlekovic. Verwalter Djuka Ivanovic, Kassier Jlatko Lukicic. In den Ausschuß kamen Rudolf Advary, und Alexander Berlekovic. Aussichtsräte : Vlastimir Katic, Ludwig Szabacsy und Emil Vielen.
Pauschalquittung für Dienstboten, sind noch bis Ende des Monates Jänner zu besorgen, da nachher das Versäumnis strafbar ist.
Danksagung
Beim Ableben unseres unvergeßliGatten, Vaters. Großvaters, Urgroßvaters, Bruders. Schwagers und Verwandten. Michael Szal
wurden uns so viele Beweise aufrichtiger Teilnahme erbracht, daß wir außer Stande find dafür einzeln zu danken und diese unsere Pflicht auf diesem Wege erfüllen.
Insbesondere entbieten wir den aufrichtigsten Dank der ehrsamen Fischerinnung für Beistellnng der Träger, dann für die vielen Kondolenzbesuche und Beileidskundgebungen. Kranzspenden und Begleitung unseres lieben Toten zur Ruhestätte. Allen nochmals ein inniges Vergelts Gott!
Apatin, 28. Jänner 1936.
Die trauernde Familie.
Das Kapuzinerbübl.
Erzählung vom Reimmichl.
Mit Genehmigung der Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck-Wien-München. Nachdruck verboten.)
6. Fortsetzung.
III.
Übermut tut niemals gut und wer klaftertief in den Teig hineinsitzt, das ist der Pater Zyprian. Höret, wie sich die Geschichte weiter entwickelt hat.
In der Woche vor Weihnachten, also in der Ouatemberwoche, hatten wir im Kloster unsere jährlichen Exerzitien. Bekanntlich dauern diese bei den Kapuzinern acht volle Tage und sind eine besondere Busszeit, wo in strengstem Stillschweigen und tiefster Sammlung durch Gebet und Betrachtung das geistliche Leben noch stärker fundamentiert und der Eifer neu aufgefrischt werden soll. Während dieser Zeit herrscht eine kirchliche, heilige Ruhe und darf ohne äusserste Not nicht eine Silbe gesprochen werden. Das nahm ich immer so ernst, dass ich in dieser Zeit sogar mit dem hl, Antonius kein vernehmliches Wörtlein gewechselt hab. U was geschah? Am zweiten Tag der Exerzitien, als ich schon tief in Sammlung und Andacht drinnen war, erhalte ich vom Pater Guardian einen Zettel mit dem Auftrag, an die Klosterpforte hinunterzugehen. Schier ungeduldig, dass man nicht einmal bei den Exerzitien eine Ruh hat, klappere ich zur Pforte hinab. Und wer ist da ? Der Vorsteher von Haidegg, der erste Gemeinderat, eine ältere Frau und der Junggeselle Petrus X., das ist der
Sohn der Euphrosine, in einem Polster eingepackt und schlafend.
Ja, was ihnen denn einfällt? Ob ich nicht geschrieben habe, dass sie das Kind erst heute über acht Tage bringen dürfen ? Sie sind eine Woche zu früh
iran.
Das sei schon richtig. Aber es waGefahr im Verzug. Die Euphrosine tie Wind bekommen von der Sache, be das Kind sofort in einen Korb verckt und damit über den Fernpass ins iyern hinausrutschen wollen. Just sei . noc h vom Gendarm erwischt und ihr ’s Kind abgenommen worden.
Aber in St. Gotthard drinnen, wo 1 d em Peterle einen Platz aufgedunn hab wollen sie das Kind vor einer oche nicht haben. Und ich komme zt bei den Exerzitien nicht fort, dass i die Sache vermitteln kann.
Ins Steinwandial hineingehen sei r Zeit überhaupt unmöglich, weil kein -g offen ist. Es hat vorgestern einen elsschnee hergeworfen Im hintern »inwandial liege der Schnee anderilb Meter tief. Da komme etliche Tage !n Mensch hinein und kemer heraus.
Dann weiss ich kein Mittel. Sie issten das Kind nur wieder nach Hain hineintragen und schauen, dass sie 'ge, einem Bauern für eine Woche
13 tot"unmöglich. Die Euphrosine wie eine brüllende Löwin suchend. n ■ r verschlingen könne und da geui sich in Haidegg kein Mensch, -h nur einen Tag das K.nd anzu-
Dann müssten sie hier in Imstadt für das Kind einstweilen einen Platz suchen.
In Imstadt kennen sie die wenigsten Leute und jeder Mensch nimmt so ein Kind nicht und wer weiss, was noch geschieht. Sie wissen sich keinen Rat und keine Hilfe mehr, ich möge ihnen doch um Gottes willen aus der Not helfen, halb angenommen hält ich das Kind ehedem schon, jetzt soll ich ganz dafür sorgen, sie lassen das Kind da, kann ich machen, was ich will.
Mit diesen Worten schlüpfte die Frau mausflink zur Türe hinaus, hinter ihr drückte sich der erste Rat und der Vorsteher als Nachtrab schloss sich der allgemeinen Flucht an. Ehedem ich mich versah — fft — waren alle drei verduftet, ich blieb mit dem Peterle allein zurück und stand da, wie das Kind vor dem . . . na halt vor dem Schmalzknollen. Behutsam lüftete ich die Dekke über dem Polster, um mir das Peterle einmal anzusehen. Mein Gott, das war ein bleiches, armseliges Würmlein, dass ich grad weinen hätte mögen, so erbarmte es mir. Was fangen wir jetzt an? Selbstverständlich geht das Peterle vorläufig in meine Zelle hinauf, droben ist es warm, und dann fragen wir den hl. Antonius, wo man etwa eine bessere Unterkunft finden könnte. Gedacht, getan. Ich trug das Peterle samt dem Polster in meine Zelle und legte es dort auf der Pritsche nieder. Aber jetz riss das Kind plötzlich seine Aeuglein auf, verzog den Mund und fing an, grausig zu schreien. (Fortsetzung folgt)