Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17., str. 332

9290 Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

die Engländer unter dem Schutze von künſtlihem Nebel in 1500 Metern Breite bei Chériſy zum Angriff vor. Starker Einſaß von Flammenwerfern und Panzerwagen ſollte ihnen den Erfolg ſihern. Die machtvolle deutſche Gegenwirkung brachte den gut angelegten Borſtoß aber do< bald zum Scheitern. Maſchinengewehr- und Geſhüßfeuer hinderte die Annäherung der feindlihen Sturmkolonnen, und was von ihnen trohdem in die deutſhen Gräben fam, wurde im Gegenſtoß vernichtet oder in die Fluht geſ<hlagen. Dagegen hatten die Engländer an demſelben Tage in Flandern einen leinen, aber unter den blutigſten Opfern erzielten Erfolg, indem ſie an der Straße Menin—Ypern in Kompaniebreite in die vorderſten Gräben der Deutſhen eindrangen.

Bei guter Sicht war die Artillerietätigkeit der Engländer am |

nächſten Tage wieder erhebli< ſtärker; mehrfa<h lag Trommelfeuer auf den deutſhen Linien. Die Deutſchen antworteten lebhaft mit ihren Geſhüßen und verurſahten große Zerſtörungen in den engliſhen Batterieſtellungen und Gräben. Viele Volltreffer vernihteten engliſhe Munitionslager und Stapel; bei Frezenberg explodierte au< ein Tank.

Trot des ausgiebigſten Zerſtörungsfeuers hielten die

Feinde ihre Jnfanterie immer no< zurü>, während die Deutſchen eine Reihe von fleinen Vorſtößen ausführten und unter anderem ſüdli<h vom Houthoulſter= walde nah erbitterten Kämpfen au< einen Teil der engliſhen Stellung einnahmen. Am 17. und 18. September ſJeßten die Engländer ihre heftigen Feuerüberfälle einſtweilen ohne nahfolgende Jnfanterieangriffe fort. Die Deut-= [hen hatten aber bemerft, daß die Gegner in ihren vorderſten Linien zahlreihe Streitkräfte zuſammenzogen, zu deren Empfang ſie entſprehende Vorbereitungen trafen (ſiehe die Bilder Seite 291). Auch verſahen ſie ihre Abwehrtruppen mit ausreihendèn Kriegsgeräten und Lebensmitteln, die lange Wagenktolonnen auf den Etappenſtraßen na<h vorn hbeförderten (ſiehe Bild Seite 293). Engliſhe Transporte, die die deutſche Artillerie am 18. September am Zillebeker See und bei Pilkem bemer hatte, wurden unter Feuer genommen und \<hwer geſchädigt. Der Etappenverkehr der Engländer war Üübri= gens ſo eingerihtet, daß die neu

mit Flammenwerfern zu vergaſen, und gleichzeitig erzeugten ſie künſtlihe ‘Nebelwolken (ſiehe Bild Seite 289). Dann exſchienen die Sturmfolonnen hinter ſ{<werfällig daherpolternden, zahlreihen Tanken, denen bombenwerfende

_ Flieger, die auh mit Maſchinengewehrén in den Kampf ein-

griffen, voranflogen. Was die Engländer an Menſchen und tehniſ<hen Kampſfmitteln aufzubringen vermochten, ſeßten ſie jeßt gegen die deutſ<hen Stellungen in dem Abſchnitt Langemar=Hollebeke auf 12 Kilometern Breite ein, alſoauf weſentli<h Éfleinerem Raum als in den zwei erſten Schlachten. Dieſe hatten auf einer Frontbreite ſtattgefunden, die bis zu 30 Kilometern umfaßte. Gleich zum Beginn der Sthlacht erlitten die Feinde, dies= mal nux engliſ<he Truppen, dur< das deutſhe Sperrfeuer ganz fürchterliche Verluſte. Mit ſolchen hatte die engliſhe Führung allerdings gere<hnet, weswegen ſie Gon am erſten Angriſfstage 9 Diviſionen, darunter 3 Diviſionen Auſtralier, die ſi<h immer als beſonders ſtoßfräſtig erwieſen hatten, in den Kampf ſchi>te. Doh weder die Tapferkeit der Auſtralier und ihrer engliſhen Kameraden, noc die aus Geſhüßen und Maſchinengewehren ununterbrochen feuernden Tanke, no< — die Maſſengeſ<hwader der Flieger vermochten den Widerſtand der Deutſchen zu überwinden. Die Stoßfraſt der Angreifer wurde [hon in dem von Hunderttauſen= den von Granaten und Minen aufgewühlten Trichhterfeld Der vor=deren deutſchen Linien gebrohen. In dieſes wegen der Zerſtörung jeder Verteidigungseinrihtung zur einheitlihen Gegenwêhr kaum noh geeignete Gelände drangen die Feinde bis zu einem Kilometer tief ein, in der Richtung auf Paſſhendaele und Gheluvelt vermo<ten ſie ſogax no< um ein weniges weiter vorzurü>en. Dann traf ſie aber der deutſche Gegenſtoß mit voller Gewalt und warf ſie auf der ganzen Linie wieder auf das Trichterfeld zurü>. Der Tag endete mit einem ſ{<hweren Mißerfolg der Engländer. Um ihn zu verbergen, nannten ſie in ihrem Bericht eine Reihe von Geländepunkten als erobert, unterließen aber, dabei zu bemerken, daß es ſih nux um hart am Rande der engliſhen Linien liegende Waldabſ<hnitte. odex Höfe, oft genug auch nux um eingebürgerte'Namen POE A O fir gewiſe GtellungsLeile DCL VDr-

, ; ; Dberleutnant Déto v. Rompf, vom König Ludwig von Bayern 2 : 2 eintreffenden Truppen mit den wegen hervorragender Tapferkeit vor dem Feinde mit dembay- derſten deutſchen und engliſchen Verwundetentransporten mög- riſchen Militär-Max-Joſephs-Orden ausgezeinet, mit dem Linien handelte, die ſelbſt auf lihſt niht in Berührung kamen, der perſönliche Adel verbunden iſt, fiel an der Spige ſeiner genauen Karten niht zu finden

damit ſie mit größerer Zuverſicht Kompanie, waren. Die Engländer ſte>ten

in den Kampf gehen ſollten. Dieſe Vorſihtsmaßregel war getroffen worden, weil ſi<h die Fälle von Gehorſamsverweigerung und Fahnenflucht beträhtli<h vermehrt hatten.

Den ganzen 19. September über lag das engliſhe Geſ<hüßſeuer mit ungeheurer Heſtigkeit auf den deutſchen Linien. Bei St. Julien ſtießen hon morgens eine Anzahl engliſher Bataillone mehrmals vor, do< wurden ſie voll-

ſtändig zurü>geſhlagen. Bei Langemark exrſti>te ein eng- | liſher Angriffsverſu<h bereits im deutſhen Abwehrfeuer.

Nachmittags trafen ſtarke engliſche Stoßtruppen hart ſüdli<h von der Straße Ypern—Menin unter dem Schutze eines Tanks Angriffsvorbereitungen; ſie wurden aber zerſtreut, und ihren Streitwagen vernichtete ein deutſher Vollireffer. In demſelben Abſchnitt ſchi>ten die Engländex in den Abendſtunden neue Kämpfer mit mehreren Tanken vox, die ſofort au in den deutſhen Feuerhagel gerieten. Unterdeſſen erreihten die engliſ<hen Vorbereitungen zum Hauptangriff ihren Höhepunkt. Zwiſhen Langemark und Hollebeke feuerten die Engländer aus Minenwerfern und Geſhüßen au< die Nacht hindur<, was aus den Rohren ging; am

20. September morgens halb ſe<s Uhr wurde dex Artillerie-

kampf aufs höchſte geſteigert. Mittels Gasgranaten begannen die Engländer weite Stre>en der deutſchen Front

immer no< im Trichterfelde, wenn au<h wenige hundert Meter oſtwärts ihrer Ausgangslinien. :

Haig ſeßte ſeine Hoffnung auf den folgenden Tag. An dieſem zeigte ſih aber nur no< deutlicher, wie hoffnunaslos es mit dem engliſ<hen Durhbruhsverſu<h auch diesmal beſtellt war. Klares Wetter erleichterte den Engländern, die deutſchen Stellungen und Batterien ausgiebig dur< Artillexie zu bekämpfen. Teilangriffe, die am Vormittag zwiſchen Langemark und Frezenberg unternommen wurden, kamen niht vorwärts. Nach ſtärkſter Feuerſteigerung zwiſchen

ſehs und ſieben Uhr abends exfolgte dort ein Hauptangriff.

Aber ſelbſt die Zuſammenfaſſung aller Kampfmittel konnte nicht verhindern, daß der Vorſtoß ſhon etwa 50 Meter vor den deutſchen Stellungen zuſammenbra<h. ÖDſtlih von

_St. Julien gelang ein Einbru< von geringer Tiefe; allein

ein deutſher Gegenſtoß ſtellte auh hier die ſrühere Lage wieder hex. Bei Strombek konnten ſih die Engländer in einem Grabenneſt feſtſeßen; doh au< aus dieſem wurden ſie wieder vertrieben. Zwiſchen Zonnebeke und Gheluvelï erſti>te der feindlihe Sturm im deutſhen Abwehrfeuer.- Als gegen zehn Uhr nachts auf der ganzen Front eine Kampfpauſe eintrat, ſahen ſi die Feinde auf der ganzen Angriffslinie in ihre Ausgangſtellungen zurü>geworfen. Der dritte