Die Japhetiden und ihre gemeinsame Heimath Armenien : Festrede für die Feyer des fünfundachtzigsten Stiftungstages der Academie am 28. März 1844 : auszugsweise gelesen in der öffentlichen Sitzung der königl. Academie der Wissenschaften zu München

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net geſunden. Es gibt ſi< nun das lezte Problem unſerer Aufgabe zur Löſung auf: wie haben dieſe zwölf Brunnen in dem armeniſchen Lande ſelber um den Centralbrunnen ſi< geſtellt, aus dem ſie alle ſchöpfen? Iſt dieſe Frage erſt beantwortet, dann wird das ganze Netwerk dieſer Strömungen vor Augen liegen, und ſi{< nun leiht überſehen laſſen. Dazu müſſen wir die Sage des Landes noch einmal befragen, die, der Oertlichkeiten am beſten kundig, au< über ihre Urſprünge die beſte Ausfkunſt geben mag, von der uns dann ein Schluß auf Gleichzeitiges und früher Vorhandenes geſtattet iſt. Die Armenier ſind gleich den Chaldäern im Sinear ein Miſchvolk, eine Colluvies gentium geweſen. Von zwölf Völferſtämmen war einſt ihr Land beſetzt; dieſe ſind freili< ausgewandert, aber nicht zu einer Stunde insgeſammt, nicht in ganzer Maſſe aufbre<end; immer werden in den verſchiedenen Thälern Einzelne, die bald wieder zu Maſſen erwuhſen, zurü>geblieben ſeyn, die ihre Selbfiſtändigkeit behaupteten, ja die Reihe um oben auf der Höhe, der Herrſhaft über die Andern ſich bemeiſterten. Das beweist der Wechſel der Namen dicſes Landes, und wieder, daß beim erſten Vorkommen deſſelben in der Geſchichte, eben wie bei andern Völkern, kein gemeinſamer Name das ganze Land und Volk bezeichnete; ſondern nux einzelne Landesabtheilungen, Ararat, Asfkenaz und Minni unter geſonderten Benennungen vorkommen. Allmählig jedoh machte der Stamm der Haïtos oder Haitasdan, der von Süden herauf, über Daron und Hark, oder das Land der Väter, vorgedrungen war, ſich Raum; ex mehrte ſi< im Verhältniß, wie die andern Elemente dur< Auswanderung ſih ſ{wächten; und er wurde zum Kitte, der die zurüc{geblicbenen Reſte endlich, in gemeinſamer Sprache, in einem Namen zu einem Volke verband. Ein redendes Zeugniß für dieſen Urſprung der Nation if eben dieſe ihre Sprache. Die Armenier {hon in alter Zeit erkannten, na< Stephan von Byzanz, ihre Geſchlehtsverwandtſchaft mit ven Phrygiern ; und die Sprache dieſer verwandten Stämme hatte auh die größte Aehnlichkeit mitcinander. Poſidonius bei Strabo (XVL. 1. s.) berichtet: Armenier, Araber (die meſopotamiſchen) und Aramäer hätten in der Sprache Vieles gemein; eine Analogie, die ſich leicht durch die femitiſ<he Wurzel erklärt, die den Tigris Hinauf am Symesgebirg über Daron bis gegen Paſin hin vorgedrungen; wo 22