Die Klassengegensätze von 1789 : zum hundertjährigen Gedenktag der grossen Revolution

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Geſchichte der Völker verfolgen laſſen, ſo lange es Klaſſengegenſäße giebt.

Allerdings ſollte man meinen, daß der Anbli> der Gefahr die feudalen Mächte zum Vergeſſen ihrer Sonderintereſſen und zum Bewußtſein ihrer gemeinſamen Jutereſſen hätte bringen ſollen; daß er ſie anſpornte, augenbli>liche Opfer zu bringen, um dauernde Vortheile zu erkämpfen. So nahe dieſer Gedaukengang liegt, es fehlten die hiſtoriſchen Vorausſeßungen, daß er bei den Privilegirten ſi< zur That umſeßzte. Dieſelbe Entwicklung, die zur Revolution trieb, nahm dieſen au< die moraliſchen und intellektuellen Eigenſchaften, die ſie in Stand geſeßt hätten, der Revolution energiſ<h und geſchloſſen entgegenzutreten. Jndem die feudalen Elemente ihre geſellſchaftlihen Funktionen verloren, wurden ſie nicht blos überflüſſig und ſchädlich, ſie gingen auh jener moraliſchen Eigenſchaften verluſtig, die die Arbeit verleiht. Genußſüchtig, träge, verweichliht, verlernten ſie es, ihre Ziele zu erkämpfen Und ZU deren Erlangung Opfer zu bringen. Aber niht blos moraliſch, auch intelleftuell mußten ſie immer mehr verkommen. Die Einſicht in die thatſächlih beſtehenden Verhältniſſe zeigte immer deutlicher die Ueberflüſſigkeit und Schädlichkeit der feudalen Elemente. Deren“ Intereſſen zwangen ſie immer mehr, niht blos der Verbreitung dieſer Einſicht im Volke entgegenzutreten, ſondern auh ſih ſelbſt ihr zu verſchließen, ſi< ſelbſt immer mehr zu belügen und in Illuſionen zu wiegen. Gerade das Nahen der Revolution trieb ſie zur Rückkehr zu den Gedankenfoumen einer Zeit, in der ſie no< für nothwendig und nüßlih gegolten, die ſie aber jeßt ſelbſt niht mehr verſtanden und daher „ideal“ wiedergaben, trieb ſie zum Myſtizismus, zum Geiſterſehen, zur „Romantik“, zur Wiederhelebung von Gedankenformen, die zu ihrer Zeit vernünftig geweſen ſein mochten, jeßt aber, unverſtanden wiedergegeben und in völligem Widerſpru< zu den Forderungen der Zeit, ganz unvernünftig waren und zu völliger Verdummung führen mußten.

Die Mächte der feudalen Geſellſchaft waren moraliſ<h und intelleftuell bereits bankerott, als der politiſhe und ökonomiſche Bankerott über ſie hereinbrah. Unfähig zu dem geringſten augenbli>lichen Opfer, unfähig zu einem großen Entſchluß, unfähig, ihre Lage zu begreifen, fehlte es ihnen an Allem, was ſie zu einer „wirklichen „reaktionären Maſſe“ hätte zuſammenſchweißen können. Wohl. waren. die verſchiedenen feudalen Elemente auf's Jnnigſté miteinander verbunden, aber wie ein Rattenkönig, eine