Die Physiognomie des Menschen

Aristoteles schreibt von ihr: Die Nase ist ein Teil des Gesichtes. Eine knorpelige Scheidewand, die von der Nasenwurzel bis zur Oberlippe reicht, trennt beide Nasenlöcher von einander. Bemerkenswert ist, daß Gesichtsteile und Körperteile in einem gewissen Verhältnis zu einander stehen und sich an Größe und Merkmalen gegenseitig entsprechen. Die Nase entspricht dem männlichen Glied: wer eine lange oder dicke oder spitze oder kurze Nase hat, hat auch ein entsprechend beschaffenes Glied. Die Beschaffenheit der Nasenlöcher entspricht derjenigen der Hoden. Leute mit starken Nasen gelten bei Lampridius als mannhaft und zeugungskräftig. Darauf bezieht sich das Sprichwort: „Die Größe der Nase läßt auf verschwiegenste Dinge schließen.“ Antonius Heliogabalus, dessen Schwelgerei und ruchlose Wollust bekannt sind, soll sich viel Gesindel und Buben aufgelesen haben, die er mutwillig seine .„Großnasen“ nannte und schändlich mißbrauchte.

Die große Nase: Polemon führt die großen Nasen als Zeichen der Rechtschaffenheit an, und Adamantius und

Albertus schreiben: Eine große Nase ist besser als eine kleine.

Die sehr große Nase:

Sie kennzeichnet Leute, die sich immer in fremde Dinge mischen, nur an ihrer eigenen Art Gefallen finden und alles andere verspotten. Die Nase, sagt Quintilianus, Jäßt Spott, Verachtung und Widerwillen leicht erkennen; daher nennt man Leute mit diesen Eigenschaften sprichwörtlich naseweis. Das Nashorn hat eine sehr große Nase mit einem Horn und ist dementsprechend hitzig, feurig und lebhaft. Angelus Politianus hatte eine ungeheure Nase, war spitzfindig, mißgünstig, spöttisch und selbstgefällig und konnte, obwohl er andere sehr scharf beurteilte, keine Kritik seiner eigenen Person vertragen.

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