Die Physiognomie des Menschen

schlechten, feindseligen Charakter. Maximilianus Sfortia, der eine unedle Miene hatte, artete seinem herrlichen Geschlecht in nichts nach, sondern war schmutzig, unverständig, roh und nicht wert, ein Fürst genannt zu werden. Jovianus Pontanus hatte eine bäurische Miene und einen gewandten Geist von schneidender Bitterkeit,

Die ehrwürdige Miene:

Hektor hatte eine ehrwürdige Miene und war ausgezeichnet durch Körper und Geist, sanft und ehrenwert, wie Dares erzählt. Achilles sah ernsthaft aus und war überaus schön: er machte nicht den Eindruck eines Prahlers, wie manche glauben, sondern eines wahren Mannes, was Philostratus bezeugt. Soliman, Selims Sohn, hatte ein maiestätisches Antlitz, war würdevoll, gerechtigkeitsliebend, klug, ein großer Krieger und treu. Ähnlich sah auch Gottfried aus, Herzog von Lothringen und Bouillon, der kriegskundige und gläubige Führer im heiligen Kampf wider die Türken. Der Frankenkaiser Karl, nach seinen Taten der Große genannt, hatte ein hehres, edles Gesicht und ehrwürdige, weiße Haare. Cublajenus, der Kaiser der Skythen, die man auch Tartaren nennt, hatte ein herrliches, leuchtendes Gesicht, pflegte den Gottesdienst, unterwarf viele Völker und war im Krieg unbesieglich. Franeiscus Sfortia hatte eine rechtschaffene, selbst seinen Feinden ehrwürdig erscheinende Miene, unübertreffliche Körper- und Geistesstärke, natürliche Beredsamkeit und große Bildung.

Die saure Miene:

Diomedes hatte nach Dares eine herbe Miene und war im Kampfe kühn und hitzig mit vielem Geschrei und großer Ungeduld. Tamerlan hatte eine finstere, drohende Miene, war so grausam und blutgierig, daß man ihn den Schrecken der ganzen Erde nannte, und verkündete mit unheilvoller Stimme, er sei der große Zorn Gottes. Auch der siegreiche Türkenkaiser Bajazet I. hatte eine

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