Die Physiognomie des Menschen

gelben Bart und mittelgroße Ohren und war von Natur mehr denn andere gütig, freigebig, tapfer und hochherzig, aber auch ehrgeizig und unkeusch und entbrannte oft in Grausamkeit, die er jedoch bald wieder vergaß. Bei den Weibern ist hohe Schönheit nur selten ohne großen Stolz und Unsittlichkeit zu finden. Helena hatte gelbes Haar, große Augen, einen kleinen Mund, ein reines Gesicht und stattliche Schenkel, kurz sie war am ganzen Leibe sehr schön und hatte einen einfachen und gewinnenden Geist, war aber doch ‘ihrem Manne untreu. Lais und Faustina waren beide sehr schön und sehr schamlos. Zahlreich sind solche Beispiele, es dürfte sich erübrigen, weitere hier anzuführen.

Das feine Gesicht:

Die feine Gestalt, die nicht gerade schön, doch harmonisch und gutgebildet ist und einen guten Charakter verkörpert, befriedigt die Augen nicht, zieht sie aber auf sich und zwingt sie zum Verweilen. Achilles hatte ein feines Gesicht und war freigebig, sanftmütig und streitbar. Patroklos hatte einen schönen, geraden Leib und war tapfer und klug. Priamus, König von Troja, war schön und mannhaft, Troilus sehr schön, mutig und sittsam, Hekuba schön, mannweiblich, gerecht und fromm. Andromache hatte klare Augen, helle Farben und eine große, schöne Gestalt und war bescheiden, verständig, einnehmend und schamhaft. Polyxena hatte helle Farben, ein wohlgestaltetes Gesicht, feine Augen, lange, gelbe Haare, schön gebaute Glieder, schlanke Finger, gerade Beine und schöne Füße; ihre Seele war einfach und freigebig und achtete das Leben gering, schreibt Dares. Nach Diogenes hatte Pythagoras eine feine Gestalt, seine Schüler hielten ihn für Apollo, der aus den nordischen Gebirgen niedergestiegen sei. Er galt in Italien als ein Fürst der Philosophie und lehrte die Wissenschaften nicht nur, sondern baute sie auch weiter aus.

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