Die Physiognomie des Menschen

Hängende Unterlippen:

Sie entstehen durch Überfluß und Unordnung der Feuctigkeiten und deuten nach Albertus auf Trägheii, wie man sie bei Ochsen, Eseln und alten Pferden finden kann.

Behaarte Lippen: Polemon eignet sie den Schwelgern zu. Aristoteles nennt die Schwelger haarig, erwähnt aber die Lippen nicht besonders.

16. Der Mund.

Aristoteles schreibt: Zwischen beiden Kiefern und Lippen liegt der Mund, der aus Gaumen und Schlund besteht. Apulejus nennt den Mund die Vorhalle des Geistes, die Pforte der Sprache und

den Versammlungsplatz der Gedanken.

Der große Mund:

Leute mit breitem Mund sind kriegerisch und kühn, schreibt Aristoteles an Alexander. Polemon und Adamantius sagen: Ein großer Mund steht dem Manne gut und deutet auf Mannhaftigkeit. Nach Albertus eignet den Männern und Mannweibern ein großer Mund.

Der kleine Mund:

Er hat etwas Weibisches an sich, sagen Polemon und Adamantius, weil die Weiber einen kleinen Mund haben. Albertus spricht ihn Weibern

und weibischen Männern zu. Helena hatte nach Dares ein kleines Mündchen.

Der kleine, zugespitzte Mund:

Er deutet nach Polemon und Adamantius auf Hinterlist und Unredlichkeit. Ich stelle ihn mit dem der Füchse und Schlangen auf eine Stufe.

Der vorgeschobene Mund:

Er läßt nach Adamantius auf Schwachsinn und törichte Rede schließen. (Polemons Text ist an die-

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Fig.9