Die Physiognomie des Menschen

coliker oft in der Rede stecken, denen eine sprunghafte Vorstellungskraft eigentümlich ist. Ihre Hitze macht sie möglicherweise so unverschämt, daß sie beim Reden anstoßen und hängenbleiben, wie das allgemein bei zornigen Menschen der Fall ist, die leicht entbrennen, erregt werden und heftig schnaufen, was durch den allzustarken Brand ihrer Hitze kommt. Ähnlich schreibt Aristoteles in seinen „Problemen“. Neoptolemus, nach Dares ein großer Kriegsmann, lispelte, ebenso Alcibiades, der einen starken Körper und Geist hatte. Scotus sagt: Wer stammelt, ist furchtbar und jähzornig, aber leicht zu besänftigen; und Conciliator: Es deutet auf Melancolie, wenn jemand vor Beendigung eines Wortes den Anfang desselben öfters wiederholt.

Die feine Zunge: Sie kennzeichnet nach Scotus den scharfsinnigen, verständigen, ränkevollen, hinterhältigen

Menschen. Ich halte sie darin den Schlangen gleich.

Die hastige Zunge:

Die Zungen, die vor Hast die Worte verdrehen, deuten nach Conciliator auf Torheit, Ungestüm und Jähzorn,

Die schrwerfällige Zunge:

Eine Zunge, die schwer beweglich ist und wie ein Stein im Munde liegt, deutet auf Trägheit, sagt Conciliator.

19. Der Atem.

Über den Mund und seine Teile hätten wir das Nötige angeführt und müssen nun mit einigen Worten auf das eingehen, was aus ihm hervorkommt, d. h. auf Atem, Lachen, Stimme und Sprache. Wir beginnen mit dem Atem als dem Ursprünglihen. Nach der Behauptung einiger Aerzte, schreibt Averroes, kann man aus dem

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