Die Physiognomie des Menschen

Atem leicht auf die Beschaffenheit des Herzens schließen (ob es warm oder kalt, feucht oder trokken sei), nach der sich die seelischen Kräfte richten: Hitze des Herzens läßt Kraft und Großmut entstehen, Kälte dagegen Shwäce und Kleinmut, mittlere Wärme wohlgeordnete Eigenschaften.

Der kräftige, hastige, volle Atem:

Er weist auf übermäßige Hitze des Herzens oder große Enge der Luftwege, d. h. der Brust und der Lunge. Im letzteren Fall wird der Atem, um einer zu großen Abkühlung des Herzens vorzubeugen, hastig und schnell wieder ausgestoßen. Anders bei einem weiten Herzen, wo die Luftwege weit sein müssen. Polemon und Adamantius schreiben: Tiefes Atemholen deutet auf bäuerliches Wesen und Trunkenheit, sehr häufiges Atemholen auf Stärke. Tiere, die viel schnauben, sind stark und trinken viel, schreibt Michael Scotus, und Albertus meint: Schneller, hastiger, heiRer Atem weist auf ein hitziges Herz.

Ebenderselbe Atem bei Magerkeit von Leib und Brust:

Dieser Atem deutet auf eine hitzige und trokkene Beschaffenheit des Herzens. Solche Menschen sind leicht erregbar und schwer zu beruhigen. Den verbitterten Leuten eignen Polemon und Adamantius Heftigkeit von Sprache und Atem zu.

Der schwache, geringe, langsame Atem:

Im Gegensatz zum vorigen bedeutet ein solcher Atem ein kaltes Herz und Furchtsamkeit. Dem Furchtsamen gibt Polemon eine schwache Atmung, Adamantius eine schlecht abgesetzte, unruhige oder langsame. Auch Albertus schließt aus solchem Atem auf Kälte.

Ebenderselbe Atem bei kleiner, glatter Brust:

Solche Leute schweben dauernd in höchster Furcht, ihre Jugend ist dem Alter, ihr Alter dem Tod anderer Menschen gleich.

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