Die Physiognomie des Menschen

Der mittelmäfige Atem:

Er läßt auf eine wohlgeordnete Beschaffenheit des Herzens, eine mittelgroße Brust und einen Körper schließen, der weder mager noch fett ist. Er findet sich gewöhnlich bei den Bewohnern der gemäßigten Zone. Ein leichter, ruhiger, geräuschloser Atem deutet nach Polemon und Adamantius

auf eine gute Art. Polemons Text ist an dieser Stelle fehlerhaft.

Der gleichmäßige Atem:

Polemon und Adamantius eignen ihn dem Tapferen zu.

Der leichte, geräuschlose Atem:

Wenn der Atem so leicht geht, daß der Mensch kaum zu atmen scheint, so deutet das auf Gedankenreihtum. Die Art der Gedanken kann man aus den Augen lesen, die unsere der Beschaffenheit des Körpers angepaßten Gedanken verraten. Die Geilen denken an Liebeshändel, die Geizigen an Gewinn, die Gelehrten an die Wissenschaft, sagen Polemon und Adamantius.

Der heftige Atem: Wer so atmet, als ob er durch schnelles Laufen erschöpft sei, ist ratlos und kann nichts für sich behalten, schreiben Polemon und Adamantius.

Der tiefe, volle, leichte Atem:

Wer so atmet und gleichzeitig die Luft durch die Nase ausstößt, ist der Furcht und der Trauer verfallen. Wenn noch andere Merkmale hinzukommen, sind solche Menschen weibisch und geil.

20. Das Seufzen.

Das Seufzen ist eine besondere Art des Atemholens und deutet auf Liebesleidenschaft oder beengende Herzensangst. Wer sich beengt fühlt, hat alle seine Gedanken bei seinem Kummer und vergißt seine Pflichten. Das Herz, das während sol-

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