Die Physiognomie des Menschen

nishen Werke und unsere eigene Erfahrung stützen. Um Verständigkeit und Torheit zu unterscheiden, kann man nichts Besseres tun als auf das Lachen achten. Hippokrates schreibt in seinem Buch „Über den Bau des Menschen“: Es gibt Leute, die immer lachen, und Leute, die meistens traurig sind, was durch die Beschaffenheit der Grundstoffe verursacht wird. Wer reines Blut hat, lacht sehr gern, sieht blühend aus und hat helle Farben. Homer führt das Lachen anscheinend auf große Wärme zurück, da er von unauslöschlichem Lachen spricht. Die Naturkundigen meinen, die Freude sitze in der Milz, und leiten unmäßiges Lachen von einer großen Milz ab. Daher tue den heftig lachenden Leuten der Bauch so weh, daß sie ihn halten müssen, indem sie die Hände auf die linke Seite drücken. Nach Alexander Aphrodiseus ist die Milz nicht unmittelbar die Ursache des Lachens, sondern es ist so: solange sie gesund ist, zieht sie allen schlechten und melancholischen Saft aus der Leber an sich; das also gereinigte Blut durchströmt Körper und Gehirn und stimmt wie ein edler Wein Leib und Seele heiter und erregt das Lachen. Cicero läßt Cäsar folgendes sagen: Ich weiß nicht, wie das Lachen entsteht, wo sein Sitz ist und woher es so plötzlich hervorbricht, daß wir es nicht unterdrücken können, und ich shäme mich meiner Unkennntnis nicht, da es ja auch die nicht wissen, die sich angeblich darauf verstehen.

Häufiges Lachen:

Es gibt ein Sprichwort: Am vielen Lachen erkennt man den Narren. Catull sagt dem Egnatius: „Närrischer kann nichts sein als unaufhörliches Lachen.“ Auch Plutarch und Isokrates halten unmäßiges Lachen für ein Zeichen von Torheit und Unverständigkeit. Seneca sagt: Im Lachen sei mäßig, schallendes Gelächter führt leicht zu Ausgelassenheit und geht oft zu weit. Demokrit lachte sein ganzes Leben lang, in der Schule zu Athen

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