Die Physiognomie des Menschen

stand ein Bild von ihm mit lachend geöffneten Lippen. Häufig lachende Leute sind nach Michael Scotus einfältig, töricht, unbeständig, leichtgläubig, nicht verschwiegen und unfein. Unverständiges Lachen ist ein Zeichen von Narrheit. Wenn Menschen unverständig lachen, redet man sprichwörtlih vom Lachen des Ajax nach dem wahnsinnigen Ajax, der aus Wut über seine Zurücsetzung hinter Odysseus auf das Vieh losschlug, weil er glaubte, es seien Griechen; er streckte zwei große Widder zu Boden und schrie, das seien Agamemnon und Menelaus. Demokrit bekam wegen seines ausgelassenen Lachens den Beinamen Gelasinus,

d. h. Lacher. Lautes Lachen: Es deutet nach Rhases und Conciliator auf Unverschämtheit. C. Cäsar hatte diese böse Gewohnheit, wie Sueton erzählt.

In Husten übergehendes Lachen:

Wer beim Lachen Atemnot bekommt und husten muß, gilt nach Rhases und Conciliator als rücksichtslos und herrish. Wer beim Lachen hustet oder den Kopf verdreht, ist unbeständig, neidisch, leichtgläubig und wankelmütig.

Höhnisches Lachen, das die Wangen verzieht: Wer so lacht, ist anmaßend, hartnäkig, jähzornig, verlogen und falsch, schreibt Scotus.

Das Lächeln:

Ein ewig lächelndes Gesicht deutet nach Albertus auf geile Üppigkeit. Ich halte es für ein Zeichen von schlechtem Gemüt, Verlogenheit, schlechter Denkart, Heuchelei und treuloser Bosheit. Das auf Augen und Mund schwebende Lächeln hat sich mir als schlechtes Zeichen erwiesen. Claudius sagt dazu: „Mit ihrem Schmeicheln und Lachen verdecken sie Falschheit und Ränke.“ So lachen die Weiber. Apulejus schildert Venus süß lächelnd. Es gibt folgende Liebesregel: „Maßvoll beherrscht

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