Die Physiognomie des Menschen

Die zu Beginn der Rede schwere, am Ende der Rede scharfe Stimme:

Wer mit solcher Stimme redet, ist ein ewig unzufriedener Nörgler und den Rindern vergleichbar, schreibt Aristoteles. Polemon und Adamantius deuten solche Stimme auf Zorn oder Trauer, Albertus auf Leidenschaftlichkeit und Traurigkeit. Das Brummen endet mit schwerer Stimme, das Brüllen mit scharfer, schreibt Ptolemaeus.

Die schwere, hohle, geschmeidige Stimme:

Sie deutet auf ein edles Herz, Großmut und Gerechtigkeit und gleicht der Stimme des Löwen, Hohl nennen wir eine Stimme, wenn sie aus einem tiefen Keller zu kommen scheint. Conciliator schreibt: Eine schwere, biegsame Stimme, die wie aus hohler Brust kommt, deutet auf Gelehrsamkeit und Großmut. Von dem Gerechtigkeitsgefühl der Löwen, die jedes Unrecht rächen und den tÜbeltäter belauern, ist viel geschrieben worden. Avicenna erzählt, wenn man einen Stein oder Pfeil nach einem Löwen geschleudert habe, ohne ihn zu treffen, so komme der Löwe angestürzt, nicht um zu töten, sondern um zu drohen, daß er nichts ungerächt lassen werde. Als einmal ein Soldat auf einen Löwen schoß, ihn aber verfehlte, so daß der Pfeil nahe am Kopf des Löwen vorbeifuhr, stand der Löwe erst still, sprang dann auf den Soldaten zu und schlug ihm den Helm auf den Kopf, ohne ihn ernstlich zu verletzen oder zu töten. Es ist die Art der Löwen, nicht stärker zu verletzen als sie selbst verletzt werden.

Die scharfe, helle Stimme:

Sie ist ein Zeichen der Furchtsamkeit. Alle furchtsamen Tiere haben helle Stimmen, z. B. Hirsch und Hase. Aphrodiseus meint, hell werde die Stimme, wenn sich die Luftröhre wegen übermäßiger Feuchtigkeit nicht erweitern kann. Wie eine kleine enge Flöte einen hellen Ton gibt, so eine rauhe, enge Kehle eine scharfe, helle Stimme.

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