Die Physiognomie des Menschen

Stimme deutet auf Weisheit, Vorsorglichkeit, Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit.

Die zwischen angespannt und schlaff liegende Stimme:

Sie deutet nach Averroes auf eine mittelmäßige Körpermischung, die weder zu kalt noch zu heiß ist. Aus dieser richtigen Körpermischung erwächst nach meiner Auffassung ein geistvoller, guter Charakter.

Die rauhe Stimme:

Leute mit rauher Stimme halte ich für sittenlos und möchte sie den Böcken vergleichen, die geil sind und rauhe Stimmen haben. Die Hirsche bekommen nach Aristoteles zur Brunstzeit eine rauhe Stimme, mit der sie die Weibchen rufen, und schreien aus voller Kehle mit emporgerecktem oder zur Erde gesenktem Hals. Fast alle Tiere haben in der Brunst rauhe Stimmen. Nach Aphrodiseus bekommt der heranwachsende Mensch um das 14. Jahr eine rauhere Stimme, weil sich dann mit dem ganzen Körper auch die Atemorgane verändern. Beim Wachsen erweitert sich die Luftröhre an der einen Stelle mehr, an der anderen weniger, und ihre Innenfläche wird bis zur Kehle hinauf rauh und uneben, so daß die Luft beim Ausatmen oft anstößt und die Stimme uneben, heiser und rauh wird; genau so ist es, wenn Feuchtigkeit in die Luftröhre gerät, wodurch ihre Schleimhaut und mithin der Weg des Atems uneben wird. Die Böcke, die Kraniche und andere heiser schreiende Vögel haben rauhe Luftröhren. Galen schreibt: Rauheit kommt von der ungleichen, harten Beschaffenheit des Körpers. Hart wird die Kehle durch Trockenheit, uneben durch ungleichmäßig verteilte Feuchtigkeit.

Die klare Stimme:

Averroes leitet sie von der Trockenheit der Lunge und der ganzen Körpermischung ab. Eine

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