Die Physiognomie des Menschen

23. Die Sprache.

Aus der Sprache kann man leicht auf den Charakter schließen. Sokrates sagte beim Anblick eines schönen, schweigenden Jünglings: „Rede, damit ich dich sehe!“, weil er glaubte, man dürfe den Menschen nicht nur nach dem Aussehen beurteilen, sondern müsse auch auf die Äußerungen seines Geistes und Gemütes achten.

Sichere Sprache:

Den Großmütigen schreibt Aristoteles eine sichere Sprache, schwere Stimme und langsame Bewegungen zu. Da solche Leute sich mit wichtigen Dingen beschäftigen, die sie selbst indessen nur selten für wichtig halten, steht ihnen ein solches Gebaren zu.

Heftige, nachdrückliche Sprache:

Sie deutet im Gegensatz zur vorigen nach Aristoteles auf Kleinlichkeit, die alles übereilt und sich mit nebensächlichen Dingen abgibt, die aber für wichtig gehalten werden. Solche Leute haben eine scharfe, hastige Stimme.

Rasche Sprache:

Aristoteles schreibt an Alexander: Wer rasch redet, wird, zumal wenn er eine zierliche Stimme hat, für gottlos, töricht, rücksichtslos und verlogen gehalten. Wer schnell spricht, sagen Polemon und Adamantius, ist ratlos und unverständig. Rhases schreibt, Leute mit rascher Sprache hätten nur wenig Ruhe und geringen Verstand. Conciliator bringt dasselbe wie Aristoteles und fügt noch hinzu, solche Leute seien jähzornig und verschroben. Aratus schreibt den Fröschen Geschwätzigkeit zu, die stete Begleiterin der Dummheit. Eine bestimmte Art von Fröschen hat so wenig Leben und Geist, daß man sie kaum für Tiere halten würde, wenn sie sich nicht ab und zu bewegen würden. Plato schreibt im ‚„Theaetet“: Wir be-

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