Die Physiognomie des Menschen

schenkel, denn solche haben die Weiber. Polemon und Adamantius schreiben von den Unterschenkeln, was man, wie gesagt, auf die Oberschenkel übertragen soll: Ungegliederte und weiche deuten auf Schwäche. Gottlose Toren schildern sie mit dicken Schenkeln. Bei den Weibern ist meistens die untere, bei den Männern die obere Partie des Körpers dicker, und zwar kommt das von der Kälte und Wärme. Die kältere Natur des Weibes zieht nur wenig wachstumsfördernde Nahrung an; ihre Wärme sitzt im Unterleib und läßt nur ihn zunehmen und wachsen. Im Gegensatz dazu zieht die Hitze der Männer die Nahrung nach oben und macht den Oberteil des Körpers weiter und völliger.

Mäßig fleischige Oberschenkel: Sie werden von Polemon und Adamantius den Geistreichen zugeschrieben.

Behaarte Oberschenkel und Lenden: Wenn Oberschenkel und Lenden mehr als andere Körperteile behaart sind, so deutet das nach Polemon und Adamantius auf Geilheit.

Kurze Oberschenkel:

Wie aus dem Bericht über die Arme zu schließen ist, haben böswillige, schadenfrohe, mißgünstige Leute kurze Schenkel. Polemon hält Leute mit kurzen Schenkeln für sehr schlecht und für Diener des Bösen. Der 10. türkische Kaiser Selimus, des Bajazetes Sohn, hatte eine langgestreckte Gestalt, aber kurze Schenkel und war sehr rachsüchtig, treulos, der Knabenliebe zugetan und gebrauchte nur selten seine Mätressen.

47. Die Kniee.

Auf den Oberschenkel folgt das Knie, ein Gelenk, das sich beim Gehen und Sitzen so biegt, daß es die Form eines griechischen Buchstabens hat.

208