Die Physiognomie des Menschen

ten z. B. lange Schritte Nachdrüclichkeit im Handeln und langsame Bedachtsamkeit, kurze Unvermögen und hastige Unbedachtsamkeit. Verbindet man beides, entstehen vier verschiedene Kombinationen. Die Langsamkeit oder Eile des Ganges verrät unsere Sinnesart. M. Tullius Cicero gibt uns im ersten Kapitel seines Buches „Von den Pflichten“ den Rat, nicht zu weiclich zu gehen, damit wir nicht den Tragbildern der Prozessionen ähnlich sähen. Alles von den Bewegungen der Beine Gesagte gilt auch von den Bewegungen der Arme, wie Aristoteles in seinen „Physiognomonika“ ausdrücklich anmerkt.

Der lange Schritt: Er deutet auf Tatkraft. Adamantius schreibt nach Aristoteles: Wer mit langen Schritten einher-

geht, ist nachdrücklich in seinen Handlungen und hochherzig. Ebenso Albertus.

Der langsame Gang:

Er weist nach Aristoteles auf Nachdenklickeit, Hochherzigkeit, Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit. Polemon und Adamantius bestätigen das. Langsamer, gehaltener Gang ziemt edlen Frauen. Apulejus sagt von Venus: Mit zögerndem Fuß ging sie Jangsam und sanft einher. Langsame Bewegungen sollen, weil sie aus einer kalten Körpermischung entstehen, auf Weichheit der Seele deuten. Julius Firmicus schreibt: Wer weich und schwebend geht, zeigt damit, daß es ihn schmerze, als Mann geboren zu sein, denn ein solcher Gang ist den Weibern eigentümlich. Nach Albertus hingegen bedeutet langsamer Gang angeblich einen trägen Geist, wenn nicht andere bedeutende Zeichen dem widersprechen.

Der lange, langsame Schritt:

Wer so geht, wird in allem Erfolg haben, schreibt Aristoteles an Alexander; und in seinen „Physiognomonika“ deutet er solchen Schritt als Zeichen

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