Die Physiognomie des Menschen

der Tatkraft. Wie wir sahen, bedeutet ein langer Schritt Nachdruck, ein langsamer Gedankenfülle. Verbinden wir beide Eigenschaften, ergibt sich das eben Gesagte.

Der hastige Schritt:

Er weist nach Aristoteles auf eine hitzige Seele. Denn die Geschwindigkeit einer Bewegung entsteht aus der Hitze der Lebensgeister. Geschwindigkeit kennzeichnet den Leichtlebigen. Schamlosen sind schnelle Bewegungen eigen.

Der kurze Schritt:

Er deutet auf Trägheit. Wenn ein langer Schritt der Tatkraft eigentümlich ist, so ein kurzer dem Unvermögen, schreibt Aristoteles. Adamantius sagt: Wer mit kleinen Schritten einhergeht, ist unvermöglich und traurig. Ändere nennen solche Leute Räuber, Geizhälse und Geheimniskrämer. An Alexander schreibt Aristoteles: Wer kleine Schritte macht, ist ungestüm, mißtrauisch, fahrig und böswillig, Albertus fügt hinzu: und finsteren Gemütes, wenn er ein Künstler ist.

Der kurze, hastige Schritt:

Wer so geht, ist nach Aristoteles lästig und nicht tatkräftig. Ein langsamer Schritt bedeutet ja einen planvollen, ein langer einen energischen Menschen. Wenn sich die beiden entgegengesetzten Eigenschaften des Schrittes, Kürze und Hast, vereinen, entstehen Fahrigkeit, Trägheit und Lästigkeit. Adamantius schreibt: Wer heftig mit kurzen Schritten einhergeht, ist gewinnsüchtig, sehr furchtsam und ein Lästermaul. Albertus nennt solche Leute in schlechter Übersetzung boshaft, schwach und furchtsam. Der heilige Ambrosius forderte seinen Priester auf, er solle nicht immer vor ihm hergehen, weil sein auffallender Gang den Augen ein Ärgernis sei und seine Leichtfertigkeit und Narreteien spiegele.

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