Die Physiognomie des Menschen

den Verstand, auch die geringsten gehen nicht spurlos vorüber. Am besten geeignet zum Durcführen aller Pläne und zum Wahrnehmen ist also eine mittlere Größe, wie sie z. B. der treffliche Schriftsteller Ruellius Gallus hatte. Etwas gedrungener und mehr viereckig war Jakobus Trivultus, mit seinem hohen Geist und seiner großen Stärke der edelste Fürst Italiens.

Das richtige Körpermaß:

Wenn die Ungestalten arglistig sind, werden die Wohlgeformten gerecht und stark sein, meint Aristoteles. An Alexander schreibt er: Schön gestaltet sei der Mensch, nicht zu lang und nicht zu kurz. Polemon und Adamantius eignen Scharfsinnigen mittlere Körpergröße zu. Simonides nennt bei Plato und Aristoteles einen ganz vollkommenen Mann vierschrötig, Celsus nennt jeden mittelsroßen Körper vierschrötig und hält ihn für die beste Form, besonders wenn er weder mager noch fett ist, denn ein magerer deute auf Schwäche, ein fetter auf Stumpfsinn. Columella bevorzugt solche Hunde und Hühner, die weder lang noch kurz sind, sondern mehr viereckig. Homer nennt den mittelgroßen Odysseus sehr geistvoll und stark. Dares hält ihn für beredt, weise und stark. Vierschrötig und gutgeartet waren Ajax Oileus, Diomedes, Menelaus, Briseis, Äneas, Augustus, Galba und Vespasian.

Behaarte Körper:

Polemon hält dicht und rauh behaarte Körper für langsam und träge; Adamantius vergleicht sie den Ochsen. Die Geilheit der Vögel und stark behaarten Menschen führt Aristoteles auf ihre viele Feuchtigkeit zurück. Daß sie mit Hilfe der Hitze viel Säfte verkochen, beweisen die Haare und Federn, die nicht entstehen könnten, wenn die Feuchtigkeit nicht von der Hitze bewältigt würde. Die Menge des Samens, dessen Natur warm und feucht ist, ist je nach Ort und Zeit verschieden, am reich-

231