Die Physiognomie des Menschen

nelt entfernt der gelblichen Farbe mancher Weine. Nach Aristoteles sind so gefärbte Augen sehr scharfsichtig und Zeichen eines guten Charakters. Am deutlichsten ist diese Augenfarbe bei den Ziegen, die Aristoteles für klug genug hält, daß sie sich selbst helfen können. Z. B. suchen auf der Insel Kreta angeschossene Ziegen sich das Kraut Dietamnum, das die Kraft haben soll, Pfeile aus Wunden zu ziehen. Adamantius schreibt den Ziegen glänzende Augen zu, die er als Zeichen von Dummheit auffaßt. Auch Rhases schließt aus solchen Augen auf Dummheit.

Rötliche Augen:

Leute mit rötlichen Augen werden leicht von Zorn überwältigt, was man daraus schließen kann, daß im Zorn die Augen rot werden, weil nach Aristoteles die Natur ihnen als dem gleichsam verletzten Körperteil helfen will, während in der Furcht die Hitze aus ihnen weicht. Alexander Aphrodiseus schreibt: Der Zorn, der nichts anderes ist als der Brand des Herzblutes und des erhitzten Geistes, steigt leicht in den Kopf und zeigt sich in den durchsichtigen Augen und dem roten Gesicht. Averroes schließt aus rötlichen Augen mit vielen Blutadern auf ein hitziges Gehirn. Bei wahnsinnig zornigen Leuten ist oft das ganze Weiße des Auges mit roten Adern bedeckt. Daher sagt man von jemand, der kein Unrecht mit Gleichmut ertragen kann, sondern sich für alles wütend rächen muß, sprichwörtlih: Er hat blutige Augen. Aus solchen Augen kann man nach Polemon und Adamantius auf unbedachtsames und übereiltes Handeln schließen. Die Ägypter symbolisierten den unklugen Menschen durch einen Frosch: Frösche zeigen nur in den Augen Blut. Augen, die wie blutbespritzt aussahen, deuteten sie auf Schamlosigkeit und versinnbildlichten letztere durch das Bild einer Fliege, die bekanntlich nur am Kopf um die Augen etwas Blut hat.

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