Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

44 TT. Der Kampf gegen Napoleon.

Berchtesgaden und das Jnnviertel in Oberöſterreih mußten an Mitglieder des Rheinbundes abgetreten werden. Die Grafſchaft Görz, Trieſt und Umgebung, Krain und der Villacher Kreis in Kärnten ſowie alle auf dem rechten Ufer der Save befindlichen Landſtriche, Fiume und Jſtrien wurden von Öſterreich losgeriſſen ; Sachſen erhielt einige böhmiſche Landſtriche; an das Herzogtum Warſchau fielen ganz Weſtgalizien, die Stadt Krakau und ihre Umgebung; Rußland erhielt als Beute die öſtlichen Teile von Altgaälizien. Tirol und Vorarlberg blieben unter der Fremdherrſchaft; für die Volkskrieger wurde nur Verzeihung erwirkt. Geheime Artikel ſezten feſt, daß Öſterreichs Armee bloß 150000 Mann zählen dürfe und regelten die Abzahlung der Kriegsentſchädigung von 85 Millionen. Tiefe Niedergeſchlagenheit ergriff die Gemüter. Ein Jahr, das ſo verheißungsvoll begonnen hatte, in dem die Augen der Welt zuerſt ſtaunend auf Öſterreich gerichtet waren, endete mit grauſamen Ent=täuſchungen. Der vom Meere ganz abgeſchnittene Staat, deſſen Stellung als Großmacht vernichtet ſchien, erlebte eine qualvolle Dez mütigung, eine Niederlage, die diesmal das Volk ſtärker traf als jemals früher. |

B. Napoleons Niederlage.

Friedrich der Große wies die Beglückwünſchungen zum Ende des ſiebenjährigen Krieges, deſſen leßter Tag der ſchönſte ſeines Lebens ſein müſſe, mit den dumpfen Worten zurü>: „Der ſchönſte Tag des Lebens iſt der, an dem man es verläßt.“ So ſprach der gekrönte Philoſoph wohl unter dem Einfluſſe trübſeliger Anwandlungen. Die ſchönſte Stunde im Daſein iſ ſicherlich die, in der einen das Empfinden durchdringt, ſeine Perſönlichkeit ganz zur Geltung gebracht und die Pläne des arbeitenden Hirns durchgeführt zu haben. Graf — ſpäter Fürſt — Clemens Wenzel Lothar Metternich durfte ſich dem ſüßen Gefühle hingeben, daß es ihm gelungen war, einen ganzen Geſchicht8abſchnitt nah ſeinen Jdealen zu geſtalten. Schon zu ſeinen Lebzeiten wurden die Jahre, in denen er in der öſterreichiſchen Staatsfanzlei erſt als rüſtiger Lenker und zuleßt als müder, blaſierter Steuermann wirkte, nah ſeinem Namen benannt. Faſt vier Dezennien leitete Metternich die äußere Politik Öſterreichs; unter zwei Kaiſern war er der mächtigſte Mann im Reiche, gleichſam die Achſe, um die ſich alles drehte. Die innere Verwaltung des Staates hat Franz zwar hauptſächlih na< ſeinem Gutdünken geregelt, aber er unterließ es bei folgenſ<hweren Entſchlüſſen nie, den