Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

B. Napoleons Niederlage. Du

funden 1). Jndes, die Zuſtimmung war nicht allgemein. Die einſtige Freundin Kaiſer Joſefs, die höne Fürſtin Eleonore Liechtenſtein, ſagte zum Beiſpiele: „Die kleine Frau iſ ein wahres Opfer; wie ſchre>li< iſt es, dieſein Manne ſeine Tochter zu geben.“ Selbſt der alte Metternich begriff die Politik ſeines anpaſſungsfähigen Sohnes nicht ?). Mit Pomp wurde die Vermählung in Wien, wo ſich Napoleon durch Erzherzog Carl vertreten ließ, gefeiert, mit Prunk in Frankreich vollzogen. Kaiſer Franz hatte ſeine Tochter einem Manne zur Gattin gegeben, der den Papſt ſeiner Gebiete beraubt, ihn bedenkenlos in die Gefangenſchaft geſchleppt hatte und der von dem Statthalter Chriſti mit dem Bannfluche belegt worden war. Napoleon ſhwelgte in Seligkeit. Sein junges Glück berauſchte ihn faſt. Freudeſtrahlend ſprach er zu Metternich: „Verſichern Sie dem Kaiſer, daß ſeine Tochter das koſtbarſte Geſchenk iſ, das er mir machen konnte. Er hat mich über nichts getäuſcht. Je mehr ih Maria Luiſe näher kennen lerne, deſto mehr finde ih ſie vollkommen und geſchaffen für mein Glück. Sollte dieſes einmal ein Ende nehmen, ſo wäre das nicht Euer Fehler, ſondern durchaus der meine. Alle Vorwürfe würden mich treffen. Meine Erkenntlichkeit würde deshalb nicht weniger ewig für einen Vater währen, der mir einen wahrhaften Schaß anvertraut hat‘). h Öſterreichs Miniſter des Äußern wollte das Eiſen ſchmieden, ſolange es warm war. Jhn beſchäftigte die Frage, welche Pläne der Kaiſer der Franzoſen für die Zukunft vor habe; auch glaubte er, daß die Gelegenheit günſtig ſei, von dem zum Schwiegerſohne gewordenen Bedrücker einige Zeichen der Gunſt zu verlangen. Metternich begab ſich deshalb na<h Frankreich, um Napoleon auszuhorchen und zu bearbeiten. Die Reiſe lohnte ſich einigermaßen, denn der Korſe erklärte ſich in der Abſchiedsaudienz bereit, Öſterreich der Verpflichtung zu entbinden, nicht mehr al8 150000 Mann unter den Waffen zu halten ; ferner gewährte er einige Erleichterungen für die Abzahlung der Kriegsentſhädigung. Zudem gewann Metternich einen tiefen Einbli>k in die franzöſiſchen Verhältniſſe und in die Abſichten des Korſen. Der Bericht, den er nach ſeiner Rückkehr an Kaiſer Franz erſtattete, iſt troß ſeiner Weitſhweifigkeit ſehr intereſſant; intereſſanter vielleicht ſind aber noh die Worte, mit denen der Mon-

1) J. A. Freiherr v. Helfert. Maria Luiſe. Wien 1873. 2) Adam Wolf. Fürſtin Eleonore Liechtenſtein. Wien 1875. 3) Eduard Wertheimer. Der Herzog von Reichſtadt. Stuttgart 1902

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