Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

E TT. Der Kampf gegen Napoleon.

arc die Mitteilung entgegennahm. „Als die Grundſäße unſeres politiſchen Syſtems finde ih“ — heißt es in der Reſolution vom Januar 1811 — „nach der von Jhnen in Jhrem Vortrage klar dargelegten Lage zu beſtimmen: das möglichſte Trachten, alle politiſchen Komplikationen zu vermeiden und zu verhindern, infoſern es geſchehen kann, ohne uns ſelbſt etwas Nachteiliges zuzuziehen; für den Fall, daß die politiſhen Komplikationen niht verhindert werden können, die Beobachtung einer ſtrengen Neutralität und Herbeiführung des möglichſten Gewinnes aus derſelben, inſoweit dies ohne Verlezung der Grundſätze von Recht und Gerechtigkeit geſchehen kann.“ Während der langen Abweſenheit von Wien hatte Metternichs Vater die Geſchäfte in der Staatskanzlei geleitet. Jn dieſe Zeit fallen verſchiedene Bemühungen, den Grafen Clemens Lothar aus dem Sattel zu heben und ihn vor ſeiner Rückkehr durch einen andern Staatsmann zu erſezen. Als der Miniſter wieder daheim war, gelang es ihm jedoch ſchnell, das argliſtige Treiben ſeiner Widerſacher zu durchkreuzen und ſih im Wohlwollen des Monarchen feſtzuſeben. Metternich wußte den Kaiſer wie wenige zu behandeln und ſo erlangte er die Gunſt ſeines Herrn in ſteigendem Maße.

Der Miniſter des Äußern hatte Napoleon mit der Überzeugung verlaſſen, daß ein Krieg mit Rußland zu gewärtigen ſei, daß aber das Jahr 1811 ohne Erſchütterungen des Friedens verſtreichen werde. Deshalb ſuchte Öſterreich zunächſt den troſtloſen Zuſtand ſeiner Finanzen zu überwinden. Dieſer Staat hatte bisher niht nur die Leiden der Kriege gegen die Revolution und gegen Napoleon hauptſächlih auszukoſten gehabt, ſondern auch all die materiellen Opfer bringen müſſen, die jahrelange Kriege auferlegen. ‘Das aber war für ſeine geringen Reſſourcen zu viel geweſen. Nach langen Beratungen und ängſtlichen Erwägungen ſah ſich die Regierung gezwungen, ſich der ſ<merzvollen Notwendigkeit zu fügen und den Staatsbankerott anzuſagen. Das geſchah in der weſtlichen Reichshälfte durch das traurig bekannte Patent vom 20. Februar 1811, das in die Vermögensverhältniſſe der Untertanen gewaltſam eingriff und viel Elend und Trübſal brachte. Dieſe ſ{hmerzvolle Operation mußte jedohvorgenommen werden, um eine langſame Geſundung zu ermöglichen.

Nach einer kurzen Zeit der Ruhe kam, wie vorhergeſehen, ein Jahr von folgenſchwerer Bedeutung. Die in Tilſit gelegten Grundlagen unſeligen Angedenkens waren auf die Dauer nicht haltbar ; die Freundſchaft zwiſchen Napoleon und Alexander entbehrte der belebenden Herzlichkeit. Auch das Verhältnis Frankreihszu Rußland