Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

62 _TI. Dex Kampf gegen Napoleon.

Nied gnädig zur Koalition zugelaſſen. Ein Bündnis, das Metternich am 3. Oktober mit England ſ{<loß, brachte eine Erhöhung der Unterſtüßungsgelder. i

Die Stunde der Entſcheidung brach nun an. Die lezte große und furchtbare Schlacht, die in den Napoleoniſchen Kriegen auf deutſchem Boden geſchlagen werden ſollte und bei der no< einmal Deutſche gegen Deutſche ihre Waffen richteten, fand bei Leipzig ſtatt. Am 19. Oktober zogen König Friedrich Wilhelm IIT. und Zar Alexander in die eroberte Stadt ein, um die drei Tage ſchre>lih gerungen worden war. „Während den König von Preußen““— ſchreibt Treitſchke — „ſein tapferes Heer frohlo>end umdrängt, ſteht nahe bei ihm — ein flägliches Bild der alten Zeit, die nun zugrunde geht — König Friedrich Auguſt von Sachſen entblößten Hauptes mitten im Gewühle. Der hat während der Stunden des Sturmes ängſtlich im Keller geſeſſen, betrogen von den prahleriſchen Verheißungen des franzöſiſchen Protektors, noch bis zum legten Augenblicke auf die ſiegreiche Nükkehr des Unüberwindlichen hoffend.“ Die Völkerſchlacht war zu Ende, gebrochen au<h Napoleons Macht. Überwältigend ſtrömten die Nachrichten von dem epochemachenden Siege auf Kaiſer Franz und ſeinen Miniſter des Äußeren ein. Fürſt Schwarzenberg wurde mit Anerkennungen überhäuft; Öſterreichs Kaiſer verlieh ihm das Großkreuz des Maria-Thereſien-Ordens. Metternich aber erhielt den Fürſtenrang. '

Gar viele jauchzten ob der Kunde von Leipzig. Selig war auh Friedrich von Geng, der öſterreichiſche Hofrat. Während die andern das Schwert gegen Napoleon zü>ten, machte er ſeine Feder zur Waffe. Als Genz von dem Siege erfuhr, veranſtaltete er in Prag, wo er ſeelenvergnügt weilte, eine Feſtbeleuchtung der Stadt. Dann ſchrieb er in ſein ſonſt dürftig tro>enes Tagebuch: „Es war ein herrlicher Moment für mich. Die Sache, für die ich ſeit zwanzig Jahren gekämpft hatte, ſchien endli<h die Oberhand zu behalten. Die Umſtände machten mich zu einem der erſten Organe, die dieſe große Wendung des Glückes verkündigten und der Sturz der Weltherrſchaft und des Mannes, der an ihrer Spigze ſtand, war für mich — wie nicht ſür jedermann — ein reiner, durch keinen Rückbli>k getrübter Triumph, da ich nicht nur zu keiner Zeit in meinen Grundſägen und Geſinnungen gewankt, ſondern mir auh Napoleons perſönlichen Haß zugezogen habe 1). Der gute Genßt ahnte nicht, daß der ſhönſte und

1) Tagebücher von Friedrih von Genß. Leipzig 1873. 1. Band.