Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

TIT. Metternich gegen Deutſchlands Freiheit. TA brannt und eine preußiſche Ulanenſhnürbruſt ebenſo wie ein kurheſſiſher Normalzopf und ein öſterreichiſcher Korporalſto> dem prajſelnden Feuer geweiht wurden, da war des Jubels kein Ende. Die Studenten, die ſich dieſe Ulke erlaubten, ahnten wohl nicht, daß ihre unſchuldig gemeinten Vergnügungen den Anſtoß zu hochnotpein=lichen Maßnahmen geben würden. Metternich jedoch ließ ſih das Feſt auf der Wartburg nicht entgehen, zumal da er in Friedrich Wilhelm III. von Preußen einen Geſinnungsgenoſſen fand. Der König traute den demokratiſchen Strömungen ohnehin nicht, ja er fürchtete ſogar die „Demagogen“, die von Volksrechten und von nationalen Beſißtümern ſchwärmten. Auf ſein empfängliches Gemüt wirkte nun Metternich ein. Er verſtärkte in der Seele des Königs das Mißtrauen und ſchuf dadurch eine Stimmung, die ſeinen Plänen förder=lich war.

Die Staaten Europas vor Beunruhigungen zu bewahren, dahin ſtrebte der öſterreichiſche Miniſter des Äußern mit dem Aufgebote ſeiner ganzen Macht. Jhm ſchienen die Erſchütterungen, die durch innere Kriſen entſtehen konnten, nicht weniger gefährlich als die Umwälzungen, die von außen kamen. Gegen beide Arten des Verhängniſſes ſollten ausreichende Vorkehrungen getroffen werden. Für das Gleichgewicht der Staaten ſorgte die Allianz der vier Monarchen, die fortbeſtand; nun gedachte Metternich auch den innern Frieden zu verbürgen, indem er gegen den Geiſt der Unzufriedenheit und der hoffnungsfreudigen Erwartung zu Felde zog. Für dieſe Beſtrebungen erwies ſih der Kongreß, der am 29. September 1818 in Aachen eröffnet wurde, außerordentlich vorteilhaft. Jn der alten, deutſchen Stadt wogte eine feſtliche Menge; Künſtler und Abenteurer, intereſſante Frauen, ſchauluſtige und geſchäſtsgierige Mitglieder der Geſellſchaft waren herbeigeſtrömt, um Zeugen der Beratungen zu ſein. Außer dem Kaiſer von Öſterreich, dem Könige von Preußen und dem Zaren hatten ſich die bedeutendſten Staatsmänner ein Stelldichein gegeben, Metternih und Gent, Hardenberg und Humboldt, Wel=lington und Caſtlereagh, Neſſelrode und Capodiſtria und unter den Franzoſen Richelieu fanden ſih zuſammen. Der öſterreichiſche Mi=niſter des Äußern war bereits eine vielumworbene Perſon, der anerkannte, durch ſeine bisherigen Erfolge verwöhnte Führer, das weiſe Haupt unter den Staatsmännern. Wurde er doch ſchon vorher ein „Heros der Politik“ genannt"). Fn Aachen leuchtete dem Fürſten

Y) Belu von Treitſchke. Deutſche Geſchichte im 19. Fahrhundert. eil. :

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