Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

76 ITT. Metternich gegen Deutſchlands Freiheit.

Jhre Regſamkeit, ihr leidenſchaſtliches Jntereſſe für das öffentliche Leben, mißfiel beſonders der öſterreihiſ<hen Regierung, die daheim erfolgreich mit ihrer Beruhigungsarbeit begonnen hatte. Alle Äußerungen bürgerlichen Selbſtbewußtſeins wurden in der Donaumonarchie allmählich unterdrückt; die Preſſe mußte ſich ſumm dem obrigkeitlichen Gebote fügen. Kurz, auch die lezten Nachwir=fungen der gehobenen Stimmung in der Befreiungszeit ſollten raſcheſtens verſhwinden. Wohin die Regierung ſteuerte, konnte man recht deutlich aus einem von ihr unterſtüßten literariſchen Unternehmen erſehen. Die „Wiener Jahrbücher“ führte Geng, der dienſtfertige publiziſtiſhe Agent des Miniſters Metternich, mit einem Artikel gegen die Preßſreiheit ein, der aus der engliſchen Geſchichte Beweiſe für die Notwendigkeit der ſtrengen Beaufſichtigung herbeiholte. Schlecht war man in Wien auf jene einſichtsvollen Herrſcher zu ſprechen, die ihren Völkern modernere Verfaſſungen gewährten. Den Anfang hatte der geiſtig hochſtehende Gönner Goethes, der Großherzog Karl Auguſt von Sachſen-Weimar, verheißungsvoll gemacht, der im Mai 1816 dem Liberalismus Konzeſſionen gewährte und den „Staat3bürgern““ in ſeinem Ländchen politiſche Rechte einräumte. Jn Bayern wurden zwei Jahre ſpäter die Grundzüge einer „aus freiem Ent=ſchluſſe““ gegebenen Verfaſſung veröffentlicht; gleih nachher befolgte Baden das gute Beiſpiel. Der ſchwere Kummer des Fürſten Metternich iſt zu verſtehen, wenn man ſich erinnert, daß Kaiſer Franz in dieſer Zeit nicht zu bewegen war, den ungariſchen Landtag einzuberufen. Doch vorläufig mußte man das Leid in ſih hinunterwürgen und es dabei genug ſein laſſen, die Fauſt in der Taſche zu ballen. Vielleicht wird von irgendwo ein Helfer in der Not kommen ? Aber die öſterreichiſche Regierung brauchte nicht lange zu warten. Die deutſche Jugend förderte ſelbſt die rückſchrittlichen Abſichten der ruhebedürftigen Staatsmänner.

Am 18. Oktober 1817 verſammelten ſi<h über Einladung der Jenenſer Burſchenſchaft auf der Wartburg etwa 500—600 Studenten der verſchiedenen deutſchen Univerſitäten. Es galt das Feſt der Erinnerung an Luther und an die Völkerſchlacht bei Leipzig feierlich zu begehen. Karl Auguſt von Sachſen-Weimar hatte die Benüzung der Schloßräume ausdrü>li< geſtattet und ſogar das Holz für die Freudenfeuer geſpendet, die abends auflohen ſollten. Die Feſtesſtimmung, die ſich der verſammelten Jugend mitteilte, kam in flammenden Reden und in begeiſterten Liedern zum Ausdru>e. Es ging hoh und laut hex, und als des Abends übelbeleumundete Bücher ver-