Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

IT. Metternich gegen Deutſchlands Freiheit. _81

zu ‘haben. „Zh für meinen Teil“ — „ſchrieb er ſhon im April aus Rom — „hege keinen Zweifel, daß der Mörder (Kogebues) nicht aus eigenem Antriebe, ſondern infolge eines geheimen Bundes handelte. Hier wird wahres Übel auch einiges Gute erzeugen, weil der arme Kogebue nun einmal als ein argumentum ad hominem daſteht. Meine Sorge geht dahin, der Sache die beſte Folge zu geben, und in dieſer Sorge werde ich nicht lau vorgehen.“ Am rührigſten zeigte ſih Herr von Genz, der ſeine Feder beſonders eilig über die blanken Papierbogen gleiten ließ. Am 25. April entwarf er bereits einen fertigen Plan ſür den Vorſtoß gegen alle volkstümlichen Bewegungen, den er dem Miniſter des Äußern unterbreitete. Seine Vorſchläge, führte er ſelbſt aus, würden ſich am leichteſten und kürzeſten im Sommer in Karlsbad verwirklichen laſſen, und zur Einleitung einer Beratung in dem beliebten böhmiſchen Kurorte wäre vielleicht eine Korreſpondenz mit den in Betracht kommenden Männern genügend. Die Anregungen des öſterreichiſ&en Hofrates fielen auf fruchtbaren Boden. Jm Juli 1819 kam Metternih na< Karlsbad, um aus dem Brunnen wieder einmal Geſundheit zu ſ<höpfen. Ein Ausflug in das nahe Tepliß, wo König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und ſeine Ratgeber verſammelt waren, ſollte zur Herbeiführung eines vollen Einverſtändniſſes zwiſchen den zwei tonangebenden Mächten des Deutſchen Bundes dienen. „Sie wiſſen,“ ſo empfing der ſhwächliche Monarch den Miniſter — „daß niemand mehr als ih das Gute will. Meine Lage iſt aber ſchwer, denn es fehlen mir Leute. Das Mögliche muß jedoch geſchehen und deshalb vertraue ih auf Sie, daß Sie mir helfen, über einen gemeſſenen Vorgang übereinzukommen.““ Solche Worte drangen wie Sphärenklänge in die Ohren Metternichs. Dieſer ließ ſeine zündende Beredſam=keit ſpielen, indem er die Schrehaſtigkeit der im Zuge befindlichen Verſchwörungen darlegte und Preußen als den Hauptſiß des Übels verleumdete. Schließlich rücte der Staatsmann mit ſeinem Herzenswunſche heraus, daß Friedrich Wilhelm in ſeinem Staate keine Volks=vertretung einführen möge. Er übergab dem Könige ein Memorandum des allezeit hilfsbereiten Gens, in dem viel Überredungsfkraft aufgeboten wurde, um das ſtändiſche Vertretungsſyſtem gegenüber dem Repräſentativſyſtem herauszuſtreihen. Preußens König wies den Miniſter des Äußern an ſeine Vertrauensmänner, mit denen der öſterreichiſche Staatsmann ſchnell ins reine kam. Die „Teplitzer Punktationen“ wurden vereinbart. Öſterreich und Preußen hatten in ihnen ein gemeinſames Aktionsprogramm feſtgelegt, das in

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