Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

TIT. Metternih gegen Deutſchlands Freiheit. 89

iſt. 1) Alſo: Vernichtung der ſpärlichen Rechte der Landtage ! Durch die Beſchlüſſe der Bundesverſammlung wurden die deutſchen Souveräne zur Verwerfung jedes gegen das monarchiſche Prinzip verſtoßenden Antrages ihrer Stände verpflichtet. Verſuche von Steuerverweigerungen dur< die Landesparlamente ſollten von Bundes wegen mit Waffengewalt unterdrü>t werden. Die innere Geſeßzgebung der Einzelſtaaten wurde hinter die des Bundes geſtellt. Am Bundestage ſollte eine Kommiſſion zur Überwachung der ſtändiſchen Verhältniſſe eingeſezt werden, deren Wirkſamkeit mit ſe<s Fahren begrenzt ward. Doch ſhon wenige Tage ſpäter, im Juli, erfolgten weitere Maßregeln. Das Verbot aller Volk3verſammlungen wurde ausgeſprochen und die ſhärfſte Aufſicht über verdächtige Perſönlichkeiten angeordnet. Die Vorſchriſten gegen die Univerſi= täten brachte man abermals in Erinnerung; die Verbreitung deutſher im Auslande gedru>ter Schriſten erfuhr eine Behinderung. Auch zwang man die badiſche Regierung, das in ihrem Lande beſtehende freiheitliche Preßgeſeß aufzuheben. Die rü>gratloſe Fügſamkeit, mit der die Bundesverſammlung den Winken Metternichs gehorchte, erwe>te im Auslande lebhaften Unwillen. Von England aus ſuchte Palmerſton die Emſigkeit im Kampfe gegen die Freiheit zu zügeln, aber der öſterreichiſhe Miniſter des Äußern verbat ſich ſolche Eingriffe ſehr energiſch. Er, der ſich gerne in die Angelegenheiz ten fremder Staaten einmengte, der überall intervenierte, wollte mit einem Male von Jnterventionen nichts hören 2).

Die reaktionären Maßnahmen der Bundesverſammlung wären vielleicht nicht zuſtande gekommen, wenn den öſterreichiſchen und preußiſchen Staatsmännern nicht ein Ereignis zur Hilfe gekommen ſein würde, das in den Miniſterien Schre>en und Sorge verbreitete. Am 27. Mai 1832 gab es im Hambacher Schloſſe eine Verſamm= lung, an der viele Tauſende Demokraten teilnahmen. Nicht nur Deutſche, auh Franzoſen und Polen waren herbeigeſtrömt. Man ſprach viel von Freiheit und von den Rechten des Volkes, ja man äußerte ſich ſogar abfällig über die Majeſtät der Könige. Das Hambacher Feſt mit ſeinem ſtarken republikaniſchen Einſchlage blieb niht vereinzelt, denn an beiden Ufern des Rheins erfolgten ähnliche Kundgebungen. Mehr brauchten Metternich und Ancillon nicht. Wer bis3her noch über die Geſpenſterfurcht der wachſamen Staat3männer ge-

1) Aus Metternichs nachgelaſſenen Papieren. 5. Band. y

2) Theodor Flathe. Das Zeitalter der Reſtauration únd Revolution. 1815—1851. Berlin 1883.