Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

88 TI. Metternih gegen Deutſchlands Freiheit.

volution in Öſterreich und bekam ſelbſt bi3weilen revolutionäre Anwandlungen. „Fn Bezug des Fortſchreitens der liberalen Jdeen““ — bemerkte Prokeſ<h-Oſten im Jahre 1830 — „äußerte mir Geng, er halte das Zuſammenſtürzen alles Beſtehenden für unabwendbar.“

Metternich wurde nicht ſo leicht von peſſimiſtiſchen Empfindungenu übermannt. Er ſah nicht den Untergang vorher, ſondern glaubte nur um ſo mehr verpflichtet zu ſein, den Deutſchen Bund mit einer chineſiſchen Mauer zu umgeben und das Auffla>ern der Volksleidenſhaft unmöglich zu machen. Mit allen Mitteln ſollte der Menſch zum ſtumpfſinnigen Untertanen herabgewürdigt werden. Jn dieſen Beſtrebungen wurde der öſterreichiſhe Miniſter des Äußern von dem unbedeutenden, gedankenarmen Staatsmanne Ancillon unterſtüßt, der in Preußen den Grafen Bernſtorff ablöſte. Ancillon ivar das gerade Gegenteil ſeines Vorgängers, der den wahren Saß geſchrieben, das beſte Mittel gegen den Geiſt der Empörung ſei die Abſtellung der Mißbräuche, deren ſich ſo viele deutſche Regierungen ſchuldig gemacht hätten. Deshalb begrüßte Metternich den neuen Staatsmann herzlich als Bundesgenoſſen.

Am 28. Juni 1832 erhob der Frankfurter Bundestag ſe<s von Öſterreich und Preußen geſtellte Anträge zum Be\<luſſe, die allerdings dur<h Bayerns Fürſprache eine Abſchwähung erfahren hatten. Metternich war ein gelehriger Schüler des reaktionären Berner Staatsrechtslehrers Haller, der der Welt mit vieler Überzeugungsfkraft das Evangelium der Bedrückung predigte. „¡Fliehet das Wort Konſtitution, es iſt Gift in Monarchien“, hatte dieſer beſchränkte Heilige den Fürſten Europas zugerufen. Derartige Lehren ſog niemand dankbarer in ſih auf wie der öſterreichiſche Staatsfanzler, dem es willkommen war, für ſeine Taten Argumente zu finden. Die Stimme Hallers tönt auch aus dem gewundenen Memorandum, mit denen Metternich die ſehs Artikel begründete. „Als diejenige Erſcheinung“ — lautete eine Stelle — „welche ein ernſtliches Wollen und Vollbringen wirkſamſter Anwendung der in der Bundesverſammlung liegenden Mittel der Erhaltung und des Schutzes von ſeiten aller beteiligten Fürſten am dringendſten erheiſcht, ſind im gegenwärtigen Augenbli>e, wohl die notoriſchen Anmaßungen der Kammern in mehreren Bundesſ\taaten zu betrachten, die faſt gefährlicher werden könnten als die früher zum Vorſcheine gekommene rohe Gewalt des Aufſtandes zügelloſer Volkshaufen, da das Gewand der ſtändiſhen Oppoſition, worin die Anmaßungen des demokratiſchen Zeitgeiſtes ſi kleiden, ein verfaſſung8mäßiges