Geschichte der französischen Revolution

72 IV. Kapitel. Der Nationalfonvent.

Leute hatten zumeiſt den Plag den Tagelöhnern und Hallenweibern geräumt. Nur Carnot hielt neben ihm aus, wie er ſpäter Napoleon ſeine Dienſte lieh. Die fleinen Leute maten den Hauptanhang des Gewaltigen aus und verſchafften ihm ſeine Popularität. In lächerli<hſter Weiſe wurde damals die Gleihheit au< im Kartenſpiel hergeſtellt; der Bube hieß Gleichheit, der König Freiheit u. ſt. f. Revolutionsgigerl mit blauweißroten Strümpfen und Halsbinden tauchten auf. Viele Lieder verherrlihten den Arzt Guillotin, den Erfinder des nah ihm benannten SFallbeils. Die Memoiren jener Seit ſind voll von Erzählungen, wie die Raſerei des Sterbens die Leute ergriff, wenn ihre Stunde gekommen war. Denn troßz der angeblihen Freiheit fühlte ſi< niemand ſiher. Am Abend war ganz Paris wie ausgeſtorben; man brachte ſeine Freiheit ſchlafen.

Wir haben die Schre>ensherrſ<aft als eine Reihe von Maßz= regeln kennen gelernt, welhe ein im Kampfe gegen einen Teil von Europa befindliches Volf zu ſeinem Schuße getroffen hatte ; ſomit mußte trotz der wenigen, die am Morden perſönli intereſſiert waren, langſam die Desorganiſation eintreten, wenn der Feind das Land niht mehr unmittelbar bedrohte. Robespierre ſelbſt hat eine Militärdiktatur vorausgeſagt. Den Anlaß zu ſeinem Sturze bot der Prozeß gegen ein altes Weib, Théot, die ſi ſelbſt für die Mutter Gottes und den Diftator für ihren Sohn ausgab. Das war denn doch zuviel des Lächerlichen. Die Verrü>te wurde freigeſprochen, aber der ſie als Werkzeug für ſeine Eitelkeit hatte benußen wollen, war nur die wehrloſe Zielſcheibe des allgemeinen Spottes. Eine Zeitlang hielt er ſi<h nun zurü>, aber ni<t wie Danton, der in ſeinem neugegründeten Hausſtand Erſaß für die Politik gefunden hatte, ſondern nur, um, kfleinliher Rachſucht voll, neue Proſfriptionen vorzubereiten. Dadur< erregte er auf allen Seiten Verdacht, und ſo ſah man au< nur Drohungen in der langen melancholiſchen Rede vom 26. Juli 1794, die die verlezte Freiheit und ihn ſelber verteidigen ſollte. Schon jeßt befam er das Wort zu hören: „Es iſt Seit, die ganze Wahrheit zu ſagen; ein einziger Menſch dur<kreuzt den Willen der Verſammlung; dieſer Menſch iſt der, der eben geſprochen hat, Robespierre.“ Am nädſten Tag, dem 9. Thermidor, erging es ihm dank der Dorbereitungen aller ſeiner Gegner no<