Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

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Nation getreten, glaubte die einzig re<tmäßige Bertie derſelben zn ſein, und über ihr Schi>ſal entſcheiden zu önnen.

Das franzöſiſche Volk im Allgemeinen fühlte ſi< dur< den mit den verbündeten Mächten abgeſchloſſenen Frieden, den Verluſt der früheren Peberma<t gedemüthigt, und gab ihn thörichter Weiſe den Bourbonen ſ<uld, während er eine Folge der lebten Napoleon'ſchen Niederlagen, und beſonders der in Deutſchland und Spanien gegen den Unterdrücter der Nationalitäten erwachten Begeiſterung war, welche die Fürſten dies= mal zu benußen verſtanden hatten.

Ungeahtet dieſer Gegenſäße zwiſchen einer alten und einer neuen Zeit, ungeachtet der vorhandenen Keime der Unzufriedenheit und Uneinigfeit, würde keine neue Umwälzung erfolgt, und die Reſtauration ſih allmälig befeſtigt haben, wenn nicht Napoleon wie eine drohende Wetter=wolke am Horizonte Frankreichs geſtanden hätte. Ohne ihn würde die Armee, aus Mangel an einem geeigneten Führer, nie zu Empörung und Abfall vorgeſchritten ſein, und bei der Unmöglichkeit, die Vergangenheit zu erneuern, ſich zuleßt der neuen Ordnung der Dinge angeſchloſſen , die Parteien aber, ohne blutigen Zuſammenſtoß, ihre Streitigkeiten auf dem Wege der Diskuſſion und parlamentariſchen Berathung ausgefochten ha= ben. Denn die große Mehrheit der Nation , die aufgeklärten und bez ſißenden Klaſſen, faſt ohue Ausnahme, waren , obwohl ohne eigentliche Anhänglichkeit an die Bourbonen, für die Erhaltung des, wenn auch mit großen Opfern erkauften, Friedens, der mit einem Napoleon an der Spibe, wie eine lange Erfahrung gelehrt hatte, als unmöglich erſchei= nen mußte. Der höhere Gewerbe- und Handelsſtand, die gebildete Mittelklaſſe überhaupt, die Wiſſenſchaft und Litteratur hielten an dem Beſib einer freien Verfaſſung, die von Ludwig XVIII. eingeführt wor-= den, und zogen einen wahrhaft fonſtitutionellen König, welches auch die Anſprüche ſein mochten, die er vermöge ſeines Geburtsre<tes erhob, “ einem großen Despoten vor, der, obgleich aus dem Volke hervorgegangen und von demſelben ernannt, ſi< zu deſſen unumſchränktem Herrn ge= macht hatte.

Außer der Begeiſterung des Heeres für ſeine Perſon und der Gleih= gültigkeit der Maſſen gegen die Reſtauration , gründete Napoleon ſeine Hoffnungen auf die europäiſchen Zuſtände ſelbſt, auf die Stellung, die mehre Großmächte während des Wiener Kongreſſes gegen einander ein=genommen hatten, auf die Stimmung der Völker, über deren Geſchik häufig gegen ihre Wünſche eutſchieden worden war. Er legte ſi dies