Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Napoleon's Abfahrt ven Elba. 269

Miene beigewohnt hatte, den beiden Generalen Bertrand und Drouot, Alles zur baldigen Einſchiffung ſeiner 800 franzöſiſhen Solvaten und ungefähr 100 Polen, die ihm nah Elba gefolgt waren, in Bereitſchaft zu ſegen. Am 26. Februar bei Sonnenuntergang verließ das fleine Geſchwader, aus einer Brigg von 26 Kanonen und ſe<s Transportſchiffen beſtehend, den Hafen von Porto - Ferrajo. Das Volk ſtand in dicht gedrängten Reihen am Ufer und empfing Napoleon mit lautem Bei= fallsruf. Die Kanonen der Forts donnerten ihm ihren legten Gruß zu. „Der Würfel iſ gefallen!‘ — rief er, als die Berge der Inſel ihm aus dem Geſicht verſhwanden. Die Soldaten wußten no nicht, wohin der Kaiſer ſeinen Lauf richten werde. Als es hieß: „Nach Frankreich!‘ erhob ſi ein allgemeiner Jubel. Niemand zweifelte an dem Erfolge. Napoleon ſelbſt war ſo ruhig und gefaßt, als ſei keine Gefahr möglich. Die offene See ſchien ihn zu ſtärken. Das Meer gehörte in der That zu ſeinem Daſein. Er war an ſeinem Ufer geboren. Es hatte ihn einſt von Korſika nah Frankreich , von da nah Egypten und wieder zurücgetragen, und war ihm immer günſtig geweſen. Man hatte ihm in ſeinex erſten Jugend Beruf zum Seemann beigelegt. Die Erde war für ihn das Feld ſeiner Thaten, das Meer der Gegenſtand ſeiner Erinnerungen und Träume geblieben.

Napoleon diktirte während der erſten Nacht ſeinen Generalen zwei von ihm, ſchon vor einiger Zeit, in der Stille verfaßte Proklamationen an das Heer und das Volk, die, ant folgenden Tage von den Soldaten in zahlloſen Abſchriften vervielfältigt, bald nah der Landung gedru>t wur= den, und die Eilboten waren , durch die er der Welt ſeine Annäherung ankündigte. Dieſe Proklamationen waren mit einer ſo ſorgfältigen Bere<nung der eigenen Lage und der Stimmung Derer, an welche ſie ſi richteten, abgefaßt, und athmeten zugleich einen ſolchen Geiſt von Kraft und Zuverſicht, daß ſie für unübertrefſliche Meiſterwerke einer eben ſo ſcharfſinnigen als flammenden Berevtſamkeit gelten können.

Der Wind war eine Zeit lang ſo ungünſtig, daß die Seeleute dringend zur Nückkehr nah Porto-Ferrajo riethen. Aber Napoleon blieb unbeweglih. Eine Fregatte und ſpäter ein Linienſchiff begegneten in einiger Entfernung dem fleinen Geſchwader , das ſie mit leichter Mühe hätten in den Grund bohren können. Aber Niemand ahnte, daß ſi dort ver Mann am Bord befand, der wiederum ganz Europa in Bewegung ſeen ſollte. Die feindlichen Kriegsſchiffe verſchwanden am Horizont. Als die franzöſiſche Küſte ſichtbar wurde, ſagte Napoleon zu den Soldaten: „Laßt uns die Farben Frankreichs anlegen, damit uns das Vaterland