Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Fouché's Nänke in verſchiedenen Nichtungen. 283

lichkeit an Perſonen und Ideen entblößt, fremd und ſelbſt nicht ganz verſtändlich war, weshalb er auch von einem ſolchen getäuſcht werden konnte, Napoleon war allerdings im höchſten Grade ſelbſtſüchtig , aber es war dies die Selbſiſucht eines Eroberers und Helden, ver, indem er ſich Alles unterordnet, ſein eigenes Leben, fei es auf dem Schlachtfelde, oder Revolutionen und Verſ<hwörungen gegenüber, ohne Bedenken auszuſeßen entſ<loſſen iſt. *

Fouché, obgleich immer zum Abfall je na< den Umſtänden bereit, hieſt jedo< in ven erſten Wochen nah Napoleon's Ankunft mit ſeinen Nänken etwas zurü>. Auch er war von der Leichtigkeit, mit der die Bourbonen geſtürzt worden, geblendet, und wie Carnot eine Zeit lang geneigt, an die Wiederkehr des Napoleon'ſhen Glüsſternes zu glauben. Als er aber die geringe kriegeriſche Negſamkeit des Volkes für den Kaiſer gewahr wurde, und von den Beſchlüſſen des Wiener Kongreſſes hörte, beſonders aber, als er merkte, daß der ſonſt fo entſchiedene und entſchloſz ſene Geiſt Napoleon's zwiſchen entgegengeſeßzten Ideen, zwiſchen Autokratie und Konſtitutionalismus, ſhwankte, da ſah Fouché's ſcharfer und geübter Blik eine zweite Entſagung und eine zweite Neſtauration vor= aus, und er rihtete demgemäß fein Verhalten ein. Ein Napoleon , der, anſtatt die geſammte Jugend des Laudes unter die Waſfen zu bringen, ſi mit halben Maßregeln begnügte, über Verfaſſung und Preßfreiheit berathſ<lagte, mehr ermahnte als befahl, mehr drohte als ſtrafte, war in ſeinen Augen verleren. Von dieſem Augenbli> an unterhandelte er niht nur im Geheimen mit Ludwig XVITIL, mit Wellington, mit Metternich, um auf alle Fälle ſicher zu gehen , ſondern er arbeitete Napoleon au< im Innern entgegen, täuſchte denſelben durc falſche Berichte über die Stim= mung des Volkes , die er bald zu günſtig , bald zu ungünſtig für die kaiz ſerliche Sache darſtellte, machte die revolutionaire Partei auf die Schwäche Napoleon's aufmertſam, entmuthigte deſſen Anhänger und höhlte den Boden unter demſelben fo aus, vaß er bei dem erſten unglü>lichen Schlage zuſammenbrechen znußte.

Napoleon hatte, von einem unwiderſtehlihen Drange getrieben, ſeine frühere Stellung in Frankreich wiederzugewinnen, Elba ohne lange Vorausbere<hnung und forgfſältige Erwägung der Verhältniſſe verlaſſen. Die Leidenſchaft, um jeden Preis wieder zu herrſchen , riß ihn fort. Er hoffte auf vie Begeiſterung des Heeres für ihn, und die Abneigung des Volkes gegen die Bourbonen. Ueber die Soldaten hatte er ſih niht ge= irrt. Seine Erwartungen in dieſer Beziehung konnten ſogar übertroffen ſein. Aber mit dex Nation war eine, in Betracht der kurzen Zeit große,