Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Stimmung in Frankreih na< Napoleon's Ankunft von Elba. 297

11. Die Zuſaßakte. — Maifeld. — Eröffnung der Kammern. Sghla@thten von Ligny und Quatre - Bras. — Niederlage bei Waterloo, — Napoleon's zweite Abdankung.

Wenn ſcon in Gent, in der Nähe Ludwig XVTIL, der ſich auf die Hülfe des faſt ganz abſolutiſtiſchen Kontinents verlaſſen konnte, über Verfaſſung und Freiheit als für Frankreich unentbehrliche Dinge verhandelt wurde, ſo war dies noh weit mehr in Paris, am Heerd der Revolution, und unter den Umgebungen des von allen Mächten geächteten Napoleon der Fall. Die konſtitutionelle Charte Ludwig XVII. hatte in dieſer Beziehung eine große Veränderung hervorgerufen , und die unter Napoleon's Regierung er= ſtarrten politiſchen Ideen wieder in Fluß gebracht. Obgleich der Widerſpruch zwiſchen einer Verfaſſung, die für Krone und Volk gleih verbind= li ſein ſollte, und einer Dynaſtie, die ein älteres Recht, als dieſe Ver= faſſung verlieh, für ſich in Anſpruh nahm, ſi nit ganz verhüllen ließ, ſo hatte die Nation ſi< während des erſten Jahres der Reſtauration thatſähli< im Beſiy der Freiheit befunden, und, bei dem milden und friedlichen Charakter des alten Königshauſes , die Vereinigung der Konſtitution mit der Legitimität für möglich gehalten. Aber unter einem Napoleon, der die Republik zerſtört, und, auf ſein Schwerdt geſtützt, ſich zum unumſchränkten Herrn Frankreichs gemacht, glaubte man niht, ſi< mit den Zugeſtändniſſen der Bourbonen begnügen zu köunen, ſondern mehr Gewährleiſtungen gegen die Wiederkehr des Despotismus fordern zu müſſen. Daher das Dringen auf Anerkennung der Volksſ\ouverainetät von Seiten der Konſtitutionellen und Republikaner, und das Verlangen nac einer Einberufung der Kammern.

In dem, kurz vor Napoleon's Einzug in Paris, auf Antrag des Deputirten Barrot , von der damaligen Volksvertretung gefaßten Be= ſ<luſſe, den Krieg gegen ihn für einen nationalen zu erklären , ward als Grund angegeben, daß er die Principien von 1789 und die Rechte der Nation verlebt habe, und ſelbſt Labedoyere und Ney glaubten ihren Ab= fall dadurch beſchönigen zu müſſen, daß ſie vorgaben, die Freiheit ſei von den Bourbonen bedroht geweſen. Napoleon, der dieſe Stimmung bei ſeiner Rückkehr vorfand, hielt es für nothwendig, ihr für den Augenbli> nachzugeben, und das Volk dur Verſprechungen und Zugeſtändniſſe für ſi zu gewinnen. Aber auf beiden Seiten täuſchte man ſih. Napo= leon gelang es nit, ungeachtet des demokratiſchen Scheines, mit dem er ſih umgab, die Maſſen zu einer allgemeinen Erhebung für ihn zu ſtimmen, und dieſe würden, wenn das Glü der Schlachten den Kaiſer