Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Napoleon in Malmaiſon. 839

ward von ihm ſo geſchit betrieben, daß ihn damals Niemand, ſelbſt nicht ſeine nächſten Umgebungen, durchſchauten, und das bunte Gewebe dieſer dur< einander laufenden Unterhandlungen und Ränke erſt na< ſeinem Stuxze entde>t wurde,

Napoleon , dem dur< die ſcheinbare Anerkennung ſeines Sohnes jeder Vorwand zu einer Zurü>nahme ſeiner Abdankung und einer weiteren Einmiſchung in die öffentlichen Angelegenkeiten fehlte, verließ Paris und begab ſi< na< Malmaiſon, wo er als Konſul an der Seite ſeiner erſten Gemahlin Joſephine die, nah ſeinem eigenen Geſtänduiſſe, glü>lichſte Zeit ſeines Lebens zugebracht hatte. Er fand in Malmaiſon ihre Tochter Hortenſia, um ihn über ſein Unglü> zu tröſten, und ihm den Uebergang zu einer anderen Weiſe des Daſeins zu erleih= tern. Die Entfernung von dem Geräuſche der Hauptſtadt, dem Kampfe der Parteien, der Anbli> des Hauſes, der Gärten, wo er gewohnt gewe= ſen, die ſhöne Jahreszeit in der Epoche zwiſchen Marengo und Auſterlißz zu verleben, und die Erinnerung an die Frau, die ihm ſeine Jugend vergegenwärtigte, brachten bald eine große Veränderung in ihm hervor. Sein körperliches Leiden , ſeine düſtere Stimmung verſchwanden, und er fühlte ſi in beſſere Zeiten zurü>verſetßt.

Da aber in Napoleon Thatendrang und Herrſchſucht alle anderen Eindrü>e und Empfindungen überwogen, ſo wandte er dieſe Zeit der Ruhe in Malmaiſon niht dazu an, um ſi über ſein Geſchi> zu erheben, das Opfer, das die Umſtände gebieteriſh forderten , zu vollziehen, und fi< zur ſ{<leunigen Abreiſe aus Frankreich zu rüſten, ſondern es erwachte in ihm plößlich die Hoffnung, durch eine in der öffentlichen Mei=z nung eintretende Veränderung, dur einen Beſchluß der Kammern, oder eine gewaltſame Dazwiſchenkunſt der Armee wieder an die Spiße geſtellt zu werden, Die Ausübung der Macht war ihm ſo ſehr zum Bedürfniß, zur anderen Natur geworden, er hatte ſo großen Wechſel in ſeinem Leben erfahren, daß er ſi< vor der Augenſcheinlichkeit der Thatſachen verſhloß, und ſelbſt jet noc eine für ihn günſtige Wendung der Dinge für mög= li hielt. Da er ſeine Abdankung nicht offen zurü>nehmen konnte , fo Ließ er der proviſoriſchen Regierung vorſchlagen, ihm den Oberbefehl über das Heer zu übergeben, und verſprach, nah errungenem Siege über den Feind, keine weiteren Anſprüche zu machen. Fouché, der um keinen Preis mehr von Napoleon Etwas wiſſen wollte, und der überzeugt war, daß derſelbe, an die Spitze der bewaffneten Macht geſtellt, auh die Krone wieder an ſih reißen würde, wies dies Verlangen entſchieden ab. Aber ſelbſt ſeine tapferſten und ſonſt treueſten Unterfeldhecrren, wie Davouſt , ver=