Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Indeß darf uicht vergeſſen werden, daß in dieſer Schre>enszeit für die Armen Vieles gethan wurde. So wurde den 3. Mai 1794 auf den Vorſchlag St. Juſt's folgendes Dekret gefaßt: „Das Eigenthum der Patrioten iſ unverleblih und heilig ; die Güter der gegen die Revolution feindlih geſinnten Perſonen werden zum Vortheil der Republik ſequeſtrirt.“ — Jn dem Bericht über die Ausführungsweiſe dieſes Defrets hieß es: „Alle Gemeinden der Republik ſollen ein amtliches Verzeihniß der dürftigen Patrioten anfertigen; wenn der WohlfahrtsAusſchuß daſſelbe erhalten hat, wird ex Mittel vorſchlagen, um alle Unglüclichen mit den Gütern der Republik zu entſchädigen.“ ‘

Unterm 12. Mai ſ<lug Barère im Namen des Wohlfahrts-Ausſhuſſes ein das Elend in Frankreich abſchaffendes Dekret vor, indem er den Verkauf aller Hoſpitäler, ihrer Güter und Etabliſſements beantragte. Nur der Republik ſollte hinfort das Recht der öffentlichen Wohlthätigfeit zuſtehen; jeder arme Staatsbürger ſollte einiges Eigenthum erhalten, ihm wurde Arbeit im geſunden Zuſtande, häusliche Pflege im Zuſtande der Krankheit, der Dürftigkeit und Gebrechlichkeit, ſowie ſeinen Kindern Erziehung zugeſichert.

Selbſt die Frauen der guillotinirten Gegner Hebert” und Camille Desmoulins ließ Robespierre hinrichten. Aber der Tyrann, von dem das ſchre>li<e Dekret des 22. Prairial ausging, hatte fein Erbarmen. Selbſt der öffentliche Ankläger Fouquier-Tinville entſezte ſi<h. Er hat darüber folgende Erklärung abgegeben:

„Davon benachrichtigt, daß durch das neue Geſeß (vom 22. Prairial) die Verhöre und die Vertheidiger abgeſchaſſt werden ſollten, ging ih in den Wohlfahrts-Aus\{huß und theilte meine Beſorgniß den dort anweſenden citoyens Billaud-Varenne, Collot-d’'Herbois, Barère und Carnot mit. Es wurde mix formell geantwortet, daß dieſe Sache Robespierre anginge, Von da begab ih mi< in den Sicherheits-Ausſchuß, wo ih die nämliche Beſorgniß den citoyens Vadier, Amar, Dubarran, Voulland, Louis (vom Nieder-Rhein), La Vicomterie und Elias Lacoſta ausſprach. Alle antworteten mir, es wäre nicht möglich, daß ein ſolches Geſeß durchginge, und man würde ja ſehen. . . . Davon benachrichtigt, daß die Abſicht beſtände, die Zahl der Geſchworenen für die Sitzung auf neun und auf ſieben zu vermindern, erhob i< mich fräftig gegen dieſe Verminderung im Wohlfahrts-Aus\chuſſe, indem ih geltend machte, daß ſie, wenn ſie ſtattfände, das Tribunal um das bis dahin beſeſſene Zutrauen bringen müßte. Der damals anweſende Robespierre {<loß mir den Mund, indem ex mir entgegnete, uur Ariſtokraten könnten auf dieſe Weiſe ſprechen. Dieſe Erörterung ſand ſtatt in Gegenwart von Billaud, der zwiſchen Robespierre und mir an dem Tiſche des Ausſchuſſes ſaß, und in Gegenwart der citoyens Collot, Barère und Prieur. Alle ſhwiegen fill, und i< zog mi<h zurü>.“ i Vorſtehende Erklärung des öffentlichen Anklägers iſt der Schrift Laurent Lecointre an peuple français entnommen. Louis Blanc, der ſie ſelbſt anführt, ſucht Robespierre dadur<h zu entſchuldigen, daß er behauptet, derſelbe habe den Schre>eu dur den Schre@en tödten wollen.

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