Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

e, SC

ſ{hworen, vaß ſie ſich niht eher trennen wollten, als bis ſie Frankreich eine Konſtitution gegeben hätten. Als der Zeremonien-Meiſter im Namen des Königs den Deputirten des dritten Standes befahl, den Saal zu verlaſſen, antwortete ihm Bailly mit Würde: „Die verſammelte Nation hat feinen Befehl zu empfangen !

Nachdem am 14. Juli in Paris die Baſtille gefallen war, ſandte die Verſailler National-Verſammlung eine Deputation, beſtehend aus Lally-Tollendal, Bailly und Lafayette, denen ſi<h gegen hundert andere Deputirte anſchloſſen, nach der ſiegreichen Hauptſtadt. Die Deputation fam am 14. Juli nah dem Pariſer Stadthauſe, und hier wurde den folgenden Tag von dem Wähler-Komitee, das ſich kraft der ſoeben vollzogenen Revolution als Munizipalität inſtallirt hatte, Bailly mit Akflamation zum Maixe von Paris und Lafayette zum Kommandanten der Pariſer Nationalgarde ernannt. Lettere war 40,000 Mann ſtark und beſtand faſt dur<hgängig aus Bourgeois - Elementen, nämlih aus den Wahlberechtigten. Die wenigen volksthümlichen Elemente, welche ſih beim Aufſtande des vierzehnten Fuli in dieſelbe eingeſchlichen hatten, wurden in der Folge auszumerzen geſu<ht. Nur der im Faubourg St. Antoine etablirte Bierbrauer Anton Santerre, der von ſeinem Diſtrikte am Tage des Baſtille-Sturmes zum Bataillons-Chef ernannt worden war, mochte in ſeinem Baitaillon viele kleine Handwerker und ſonſtige volksthümlih geartete Elemente fortbehalten. Die ‘eigentlichen Arbeiter waren niht bloß mit ihrem Lebensunterhalt zu ſehr auf unausgeſeßte Arbeit angewieſen, als daß ſie hätten an der National-Garde theilnehmen fönnen, ſondern die Wahlberechtigten befürchteten auh, daß die Beſißloſen von ihren Waffen, wenn ſie ſolche erhielten, einen für die Bourgeoiſie nachtheiligen Gebrau<h machen würden. Die Arbeiter wurden, wie aus den Schriften Mirabeau's, Condorcet's und Anderer zu erſehen iſt, als eine „feile, dur<h vierzehnhundertjährige Knechtſchaft verthierte Menge“ angeſehen. Nachdem ſchon im April, während die Beſißenden im Erzbisthum wegen der Wahlen eine Urwählerverſammlung abhielten, das gemeine Volk der Vorſtädte St. Antoine und St. Marceau, aufgeſtachelt vom Abt Roy, der ſi<h wegen der Fälſchung eines Wechſels von 11,000 öranken bedroht ſah, das Haus des verhaßten Fabrikanten Reveillon unter dem Rufe: „Rache und Brot“ angegriffen und geplündert hatte, waren während des leßten Aufſtandes auh von Arbeitern die Häuſer der Zolllinie in Brand geſte>t und — wie es hieß — geplündert worden,*)

Inzwiſchen beſann ſih der König Ludwig, daß er einſtweilen, bis ſich eine beſſere Gelegenheit zur Geltendmachung ſeiner bisher unbeſchränkten Macht darbieten würde, den gütigen Landesvater ſpielen und demzufolge ſih ſcheinbar mit den Pariſern ausſöhnen müßte.

Ludwig XVI. war von keiner ſhönen Geſtalt und keinem ſ{hönen Geiſte. Doch beſaß ex eine große Körperkraft ; auh war er, gleich ſeinem

*) Santerre ſpricht ausdrü>lih in ſeinen hinterlaſſenen Aufzeichnungen von begangener Plüuderung, wogegen Marat in Nummer 149 ſeines Ami du peuple die Plüuderung unachdru>svoll in Abrede ſtellt,