Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

der Lider samt der Konvergenz der Augachsen noch nicht, es ist dazu noch eine bestimmte, angemessene Krümmung der Augenlinse nötig, ihre Anpassung oder Akkommodation an die Entfernung des Gegenstands.

Die Kristallinse (Fig, 21) ist als elastischer, durchsichtiger Körper hinter der Regenbogenhaut mit ihrem Sehloch (Pupille) aufgehängt, und zwar an einem Muskelkranz, dem Ziliarmuskel, der abermals aus ringförmigen und strahlenförmigen Fasern besteht. Je mehr sich der Ringmuskel zuzammenzieht, desto mehr wird das Aufhängeband entspannt, die Linse wölbt sich stärker und stellt sich auf die Nähe ein. Will man das Auge auf große Ferne scharf einstellen, so ziehen die Radiärfasern an der Linse und spannen sie flacher.

Es ist nun klar, daß Kontakteinstellung der Linse dann vorhanden ist, wenn die Linse sich so krümmt, daß das Bild des betrachteten Gegenstands genau auf die Netzhaut fällt. Bei so genauer Akkommodation entsteht der Ausdruck der Fixierung, des Schauens nach außen. Läßt aber die Akkommodation locker, so wird das Netzhautbild unscharf, mag ich auch in die Richtung des Gegenstands schauen, so daß meine Augachsen dort zusammenlaufen; ich bin dann gleichsam nicht bei der Sache, bin mit meiner Aufmerksamkeit wo anders, schaue höchstens innere Bilder, für die, da sie ja nicht optisch erfaßbar sind, keine besondere Akkommodation der Linse notwendig ist. Bei fortschreitender Lockerung der Linse geht dann der Ausdruck des inneren Schauens immer mehr in den des Denkens, der Reflexion, über. So können wir auch den Unterschied im Ausdruck zwischen Schauen und Denken durch räumliche Daten festlegen.

Wieder verbindet sich die Akkommodation der Linse gern mit den übrigen Kontaktmomenten, also dem abgedeckten Blick mit konvergenten Augachsen oder wenigstens einem von beiden. Unser Modell (IV, 1), Wedekind (VIII, 5), Baldwin (XIV, 5), Zwei junge Herzen (XI, 3) schauen im

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