Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

im Bewahren und Festhalten, aber auch im unbekümmerten Genießen (Knopp, Fig. ? und 32).

Ein mittelguter Kautonus entsteht auch, wenn zwar das Kinn zart entwickelt ist und sogar zurücktritt, aber die Jochbeine gut entwickelt sind, d. h. die Backenknochen vorstehen, wie generell beim schizothymen Typ (Studienkopf von Pettenkofen XII, 5) und der ostbaltischen Rasse (Dostojerskij XIII, 8). Dann ist auch die Ausdrucksbedeutung etwas komplizierter und hat nicht selten etwas Zwiespältiges an sich. Die materielle Selbstbehauptung besteht mehr in passiver Hinsicht und deutet auf Widerstandskraft (Michaela IV, 1, 2) und Zähigkeit, auf Geduld im Ertragen von Leiden (Ecece homo XIII, 4, 5). Wo trotzdem starke Aktivität vorhanden ist, da überwiegt in solchem Fall die geistige Kraft über die Brachialgewalt (Friedrich d. Gr. III, 3) oder sie erstreckt sich überhaupt zum großen Teil auf das geistige Gebiet (Wagner Fig. 18; Schopenhauer Fig. 23, 24).

Kautonus schwach

Hier sind sowohl Jochbeine als auch Kinn zart entwickelt, wie besonders im Kindesalter (Baby I, 2; Unentschlossen TI, 3) und im Alter selbst (Taglöhner XVI, 4), wo sie auf Fehlen, resp. Schwinden der Durchsetzungsenergie hindeuten. Das weibliche Geschlecht als das „schwache” oder wenigstens zarte hat allgemein einen schwächeren Kautonus als das männliche (Vergine IV, 6; Rosl IV, 5), wo er aber derber ist, wirkt er unweiblich (Hille Bobbe XI, 6).

Zusammenfassung zum Kautonus

1. Auch die Kaumuskeln sind mimischer Funktionen fähig, obgleich sie von den mimischen Muskeln im engeren Sinne überdeckt werden, Durchsichtiger als sonst ist hier der Zusammenhang zroischen Körperform und Ausdruck.

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