Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

2. Starker Kautonus (Jochbeine kräftig, Unterkiefer vorspringend) deutet auf derbes Zupacken, in verfeinertem Sinn auf Tüchtigkeit und Durchsetzungsfähigkeit.

Mittlerer Kautonus (Backenknochen vorspringend, Kinn zurücktretend) verrät entrweder mehr Widerstandskraft als Aktivität oder eine hauptsächlich geistige Aktivität.

Schwacher Kautonus (Jochbein und Kinn zart) ist verbunden mit dem Verzicht auf materielle Wirkung oder mit Schroäche der Selbstbehauptung.

2. Die Geschmackseinstellungen (Tabelle 18)

Schon bei den Tieren sind die Allesfresser die größten Leckermäuler, und wir haben gehört, wie sehr die gleichzeitige Ausgeprägtheit sowohl der Lippen- wie der Mundwinkelmuskulatur im Dienste der Nahrungsaufnahme mit der Auswahlfähigkeit auch die Feinheit der Empfindung steigerte; der Empfindlichkeit der Lippen folgte die der Zunge. Diese unterscheidet nur vier Geschmacksempfindungen: salzig, süß, sauer und bitter; aber nur drei davon rufen besondere Ausdrucksbewegungen hervor; das Salzige nicht, denn es ist das eigentliche Lebenselement, aus dem wir alle entsprungen sind und das wir auch stets in uns tragen; das Meerwasser, der Mutterschoß alles Lebens, ist ebenso salzig wie das Blut in unseren Adern. Obwohl nun das eigentliche Geschmacksorgan die nur selten sich zeigende Zunge ist, werden ihre Ausdrucksbewegungen doch deutlich auch an den Lippen sichtbar. Diese Geschmacksempfindungen haben eine ausgesprochene Gefühlsfärbung, wie die Riecheinstellungen der Nase und zwar, in unkomplizierten Fällen, der süße Geschmack einen Lustbezug, der bittere einen Unlustbezug und der saure einen aus Lust und Unlust gemischten; dazu gibt es bei den Riecheinstellungen kein Analogon.

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