Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

tung zu weisen, in der unsere Betrachtung sich bewegen wird. Wir werden zugeben müssen, daß wir jetzt unserem Modellkopf schon mit wesentlich tieferem Verständnis gegenüberstehen als zu Anfang unseres Versuches. Unser ABC-Buch im Geiste schwingend, werden wir schon jetzt von dem einen oder anderen Bekannten oder Unbekannten, dem wir auf der Straße begegnen, sagen können: der blickt empfänglich in die Welt hinaus, der hat einen starken Willen, ganz wie das Schulkind mit dem A-Wagen.

Wir haben uns ein beliebiges Porträt vorgelegt und hierauf eine Anzahl von Vergleichsköpfen untersucht, vorwiegend nach der Einstellung ihrer Augen und ihrer Mundpartien, und wir waren bemüht, in den einfachen Fällen, die wir für unseren Zweck auswählten, noch mit dem Vokabelschatz unseres täglichen Lebens und mit der Methode der natürlichen Einfühlung die Bedeutung aller dieser Ausdruckszüge zu erraten. Wir machten hiebei die überraschende und willkommene Entdeckung, daß unser Modell mit dem einen Vergleichskopf die Öffnungsstellung der Augen, mit dem anderen den Grad der Bewegtheit des Blickes, mit dem dritten die Einstellung der Lippen, mit dem vierten die der Mundwinkel gemeinsam hatte. Und da wir die Bedeutung dieser Ausdruckszüge aus den charakteristischen Vergleichsköpfen leicht er sehen konnten, vermochten wir nunmehr aus den so gedeuteten Bestandteilen den Charakter unseres Modells wieder zusammenzusetzen und aufzubauen.

So verfährt die Ausdrucksphysiognomik. Die Ausbeute, die uns diese erste Rohdeutung geliefert hat, wird, dies dürfte uns nun wohl einleuchtend sein, um ein Vielfaches übertroffen werden, wenn wir in unser Verfahren System gebracht haben. Indem wir die Ausdruckseinstellungen aller Gesichtspartien eingehend besprechen, wollen wir mit der Zeit dazu gelangen, möglichst reichhaltige Ta-

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