Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., str. 495

(Fortſetzung.)

Der erſte mächtige Hauptſtoß der neuen italieniſchen |

Offenſive exfolgte am 18. Oktober. Er richtete ſih beſon‘ders gegen die Brü>Æenköpfe von Tolmein und von Görz, ferner war die Hochebene von Doberdo der Schauplaÿ un=ausgeſeßter Angriſſe. Eine andauernde heſtige Artillerievorbereitung ging den. Jnfanteriekämpfen voran. Die waeren Verteidiger hatten niht nur den Eiſenhagel dex ‘plaßenden Granaten umd Schrapnelle auszuhalten, ſie waren auh einem ebenſo heftigen und. gefährlihen Steinhagel ausgeſeßt. Die- Granaten bohrten das felſige Gelände an

und riſſen es im Laufe der Beſchießung ſhließli< ſo ſtark.

auf, daß jede einfallende Granate unendli< viele große und _Yeine Steinſplitter löſte, die mit großer Gewalt ebenſo wie die Eiſenſplitter verſtreut wurden und manches lebende Ziel fanden. Unentwegt harrten die Öſterreicher und Ungarn in ihren Stellungen aus, die vorſtoßende italieniſche

Infanterie, die mit leihter Mühe in die na< Anſicht ihrer

_ Führex dur das Artilleriefeuer völlig zerſtörten Linien der _ Gegner einzudringen hoffte, traf überall auf hartnädtigſten Widerſtand und kam keinen Schritt vorwärts.

Die Jtaliener ließen nun ſhon fünfzig Stunden lang Granaten auf die öſterreihiſ<h-ungariſhen Stellungen niederpraſſeln und folgten damit wohl einer Anregung des fran=_Zzöſiſhen Oberbeſehlshabers Joffre, der Erz zuvor auf dem italieniſhen Kriegſhauplaß geweilt hatte (ſiehe Bild Seite 324). Ein ſo wuhtiges Feuer zerſtörte natürlih an

vielen Stellen die Drahthinderniſſe, und die ſtürmende ita-

_lieniſ<he Infanterie konnte deshalb an verſchiedenen Stellen in die öôſterreihiſh-zungariſchen Linien eindringen. Jm Nah- Tampf wurde ſie aber immer wieder zurü>géworfen und mußte den Verteidigern jedes ihnen mühſam entriſſene Grabenſtü> wieder überlaſſen. Auch am 20. Oktober wurde das Artilleriefeuer an der ganzen Jſonzofront fortgeſeßt und ſteigerte ſih tagsüber zu größter Heftigkeit. Dort brachen verſchiedene italieniſhe Jnfanterieangrifſe und Pionierunter=nehmen im Maſchinengewehr- und Jnfanteriefeuer der Öſterreicher und Ungarn zuſammen. Gleichzeitig entwi>elten \ſih au an dex ganzen Südweſtfront die Teilgefehte zu großen breiten Angrifſsunternehmungen. Jn Tirol hatten die Ver-

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; Öſterreichiſ<-ungariſche Trainkolonne auf einer Bergſtraße bei Görz. Amerikan. Copyright 1916 by Union Deutſche Vevlagsgeſellſhaft in Stuttgart. E :

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teidigex auf der oftgenannten Hochfläche von Vielgereuth in dex Naht vom 19. zum 20. niht weniger als ſehs Angriffe abzuweiſen, am Tage ging dann der Feind no< dreimal im Sturm vor. Auch in den Dolomiten hatten die Jtaliener geglaubt, dur< tagelange Bemühungen die öſterreihiſhungariſchen Stellungen exſhüttern zu können, erlitten aber denno<h am Col di Lana (ſiehe Bild Seite 391), am Monte Sief und an der Brü>e ſüdlih Schluderbah nur blutige Verluſte, ohne zu dem geringſten Erfolge zu kommen. Mit großem Nachdru> griffen weſtlih des Wolayer Sees, am

Karniſchen Kamm, italieniſche Alpentruppen an, do<h wurden

auh ſie ebenfalls zurü>geſ<hlagen. Erſt der 21. brachte ein Nathlaſſen der Vorſtöße, -ſo daß die öſterreihiſ<-ungariſchen tapferen Verteidiger etwas aufatmen fonnten, wenn au< das Artilleriefeuer der Jtaliener no< ununterbrochen andauerte. Der erſte Anſturm der Jtaliener war abge= \<lagen. Mit größerem Geſchi> als bei den beiden früheren Offenſiven hatte der italieniſhe Generalſtab es verſtanden,

‘die Öſterreiher und Ungarn auf der geſamten Front ſo

lebhaft zu beſchäftigen, daß ſie niht daran denten fonnten, irgendeinen Teil der Stellung zur Unterſtüßung eines anderen dur< Wegnahme von Truppen zu ſ<hwächen. Einen Erfolg hatte aber Cadorna trozdem niht herbeiführen önnen, doh gab ex ſeine Hoffnung auf Görz immex no< niht auf. ö Son am nächſten Tage, am 22., exfolgte am frühen Morgen wieder ein gewaltiger italieniſ<er Angriffſtoß gegen die füſtenländiſhe Front. Mit großer Wucht war der Angriff auf den Hängen des Javorcek bis an die öſterreihiſ<-

- ungariſhen Stellungen herangedrungen, aber do<h ge=-

ſcheitert. Auch am Krn, am Mxrzli Vrh und. an anderen Teilen des Tolmeinex Brü>enkopſfes erlitt die italieniſche Infanterie blutige Niederlagen. Exrbittert ſuchten die Alpini bei Koſarsce und die Berſaglieri bei Seno vorwärts zu fommen, doh ohne jedes Ergebnis. Dagegen gelang es in dex Gegend von Plava italieniſher Infanterie, beim dritten Anlauf in die Stellungen der Verteidiger bei Zagora einzudringen, aber in fühnem Gegenſtoß wurde ſie aus den gewonnenen Gräben wieder herausgeworfen. Mit be-

Phot. Kilophot G. m, b. H, Wien,