Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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8. Denn daß er fagt: ic habe Willen und wollte gern Gutes thun, und habe aber irdifch Fleifh, das hält mich, dag ih nicht fannn, ich werde aber aus Gnaden um des Derdienfteg Ehrifti willen jelig werden, denn ich tröfte mich ja feines Keidens und DBerdienftes, er wird mich aus Gnaden ohne alle mein Berdienft anichmen und mir die Sünde vergeben: der thut gleich Einem, der eine gute Speife zu feiner Gefundheit wüßte und äfe aber an deren Statt eine giftige, Davon er frank würde und ftärbe.

9. Bas hilft das der Seele, daß fie den Weg zu Gott meiß und den nicht gehen will, gehet aber den Strmweg und erteiht Gott niht? Was Hilft das der Seele, daß fie fi) der Kindihaft Chrifti, feines Leidens und Todes tröftet, und fich felber beuhelt, mag aber nicht in die Eindliche Geburt eingehen, daß fie ein wahres Kind, aus Chrifti Geifte, aus feinem Leiden, Tod und Auferfiehung geboren werde? Gemwiß und wahrhaftig, das Kiseln und Heucheln mit Chrifti Verdienft, außer der wahren ingeborenen Kindfhaft, ift falfh und erlogen, es Iehre e8 wer da wolle.

10. Dieß Tröften gehöret dem buffertigen Sünder, der im Streite. wider die Sünde und Gottes Zorn ft, wanır die Anfehtungen foınmen, daß der Teufel der Seele zufekt, da fih die Seele foll in das Leben und Tod Chrifti, in fein Berdienft ganz einmwideln.

11. Chriftus hat'8 wohl allein verdienet; aber nicht als ein Verdienst hat er’3 bverdienet, dem ein Cohn aus Verdienft gegeben wird, daB er ung der Kindfchaft aus feinem Berdienft von aufen fhenfte und uns alfo in die Kindfhaft einnähme: nein, er it felber das Verdienft, er ift die offene Pforte ducch den Tod, durch den müffen wir eingehen. Gr nimmt aber nicht Thiere in fein Verdienft ein, jondern diejenigen, melde umfchren und werden als die Kinder.

12. Diefelben Kinder, die zu ihm kommen, find fein verdient Sohn. Denn er fprah aud alfo: Water, die Menfchen waren dein und du haft jie mir gegeben, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Nun aber wird Keinem das Leben Chrifti gegeben, er fomme denn in Chrifti Geifte zu ibm, in feine Menjchheit, Leiden und PVerdienft ein, und werde in feinem Berdienite ein wahres Kind des Verdienftes geboren. Aus feinem Verdienft müffon wir geboren werden, und das Verdienft Chrifti in feinem Leiden und Tod anziehen; nicht von außen, mit Mundbeuchelei, allein

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