Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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ftellt all fein Wiffen und Wollen ing Leben Ehrifti ein. Er feufzet und mwürfchet immerdar, daß doc Gottes Wille in ihm möchte gefhehen und fein Reid, in ihm offenbar werden. Er tödtet täg« ih und ftündlich die Sünde im Fleifh; denn des Weibes Saame, der innere Menfch in Chrifto zertritt flet# dem Teufel in der Eis telfeit den Kopf.

6. Sein Glaube ift eine Begierde zu Gott, die hat er in die gewiffe Hoffnung eingemidelt, darin wagt er’s auf die Worte der Verheißung; er lebet und ftirbet darinnen, und da er doh nah dem rechten Menfhen nimmermehr ftirbet. Denn Ehriftug tagt aud alfo: Wer an mich glaubet, wird nimmermehr fterben, fondern ift vom Tode zum Leben bindurchgedrungen. Item: Ga werden Ströme des lebendigen Waffers von ihm fließen, ale gute Lehre und Werke.

7. Darum, age ih, ift alles Babel, was fih mit einander beiget und um die Buchftaben zanket. Die Buchftaben ftehen alle in Einer Wurzel, die ift der Geift Gottes. Gleihiwie die manHerlei Blumen alle in der Erde flehen und wachlen alle neben einander, feine beißt fi) mit der andern um die Karben, Geruch und Gefhmad; fie laffen die Erde und Sonne, fomohl Regen und VWind, aud Hige und Kälte mit fih machen was fie wollen, fie aber wachen eıne jede in ihrer Effenz und Eigenfhaft: alfo ift’s aud mit den Kindern Gottes; fie haben mancerlei Gaben und Erfentinig aber Alles aus Einem Geifte. Sie freuen fih neben einander der großen Wunder Gotted und danken dem Höchften in feiner Weisheit. Was fellen fie lange um den zanfen, in dem fie leben und find, deffen Wefen fie felber find?

8. 82 if die größte Thorheit in Babel, daß der Teufel bat die Welt um die Religion zanfend gemaht, daß fie um felbftgemadte Meinımg zanten, um die Buchftaben,; da doch in keiner Meinung das Reih Gottes ftehet, fondern in Kraft und der Liebe. Auch fagte Chriftus und Tieg es feinen Jüngern zulept, fie follten einander lieben, dabei würde Jedermann erkennen, daß Re feine Singer mären, gleihmwie er fie geliebet hätte Wenn die Menfhen alfo fehr nad der Liebe und Gerechtigkeit trachteten, als nach Meinungen: fo wäre gar fein Streit auf Erden; wir lebten als Kinder in unferm Bater und bedürften feines Grfeged noch Drteng.

9. Denn mit feinem Gefek wird Gott gedienet, allein mit Behorfam. Die Gefege find negen der Böfen, die nicht der Liebe