Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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und der Gereshtigkeit wollen, die werden mit Gefegen getrieben und gezwungen. Wir haben nur Ale einen einigen Dxden, der ift, dag wir dem Herrn aller Wefen ftille Halten und unfern Willen ihm ergeben, und laffen feinen Geift in ung wirken, fpielen und maden was er will, und mas er in uns wirket und offenbaret, da& geben mir ihm wieder dar als feine Frucht.

10. &o mir nun um die mandherlei Frucht, Gaben und Erkenntnik nicht zanfeten, fondern erfenneten ung unter einander ala Kinder des Geiftes Gottes: was wollte uns richten? Lieget dod) das Reich Gottes nit an unjerm Wiffen und Wähnen, fondern in der Kraft.

13. Wenn wir nicht Halb fopiel müßten und mwären viel findifher, hätten aber nur einen brüderlihen Willen unter einander, umd lebten als Kinder Einer Mutter, als wie die Zweige an einem Baume, die alle von Einer Burzel Saft nehmen; fo wären wir viel heiliger.

12. Das Wifien ift nur zu dem Ende, das mwir’s lernen, weil wir die göttlihe Kraft verloren haben in Adam und find nun jet zum Böfen geneigt, dab wir «8 lernen erkennen, wie wir böje Eigenfhaften in uns haben und daß das Böfesthun Gott nicht gefällt, damit wir mit dem Willen lernen techtthun. So wir aber die Kraft Gottes in ung haben und begehren von allen Kräften recht zu thun und recht zu leben: fo ift das Willen nur unfer Spiel, darin wir ung erfreuen.

13. Denn das wahre MWiflen ift die Offenbarung des Beiftes Gottes duch) die ewige Weisheit; der weiß in feinen Kindern, was er mil; er geupt feine Weisheit und Wunder dur jeine Kinder aus, gleihwie die Erde die mancherlei Blumen. So wir nun im Geifte Chrifi als demüthige Kinder neben einander mohneten, und erfreuete fih je Einer des Andern Gaben und Erfenntriß: wer wollte und rihten?. Wer richtet die Bögel im Walde, die den Heren aller Wefen mit manderlei Stimme foben, ein jeder in feiner Effenz? Straft fie auch der Geitt Gottes, daß jie nicht ihre Stimmen in eine Harmonie führen? Gechet doh ıhr aller Hal aus jeiner Kraft, und vor ihm fpielen fie.

14. Darum find die Menfchen, fo um die Wiffenfhaft und um Gottes willen zanken und einander darum beradhten, thörich= ter denm die Dögel im Walde und die wilden Xhiere, die keinen