Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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Und die Hölle ift aud) durd die ganze Welt, wohne und mirket aud nur in fich felder und in dem, darinnen der Höll Bundament offenbar wird, als in Selbheit und falfhem Willen. Die fihtbare Welt hat diefes Beides in fi; aber der Menfch nah dem zeitlichen LXeben ift allein aus der fihtbaren Welt: darum fiehet er diefe Zeit des Aupern Lebens die geiftliche Welt nicht. Deun die äußere Welt mit ihrem Wefen ift eine Dede vor der geiftlihen Welt, gleichwie die Seele mit dem LXeibe bededt if. Wenn aber der äußere Menfch ftirbet, fo wird die geiftlihe Welt nad) der Seele offenbar, entweder nah ewigem Lichte bei den hei« ligen Engeln oder in emwiger infternig bei den Zeufeln.

43. Der Jünger fprah: Was ift denn ein Engel, oder die Seele eines Menfhen, daß fie alfo mögen in Gottes Liebe oder Zorn offenbar werden?

Der Meifter fprah: Sie find aus gleihem Urftante, ein Stüd aus göttliher Wiffenhaft göttlihen Willens, entfprungen aus göttlihem Worte, und geführet in einen Gegenmwarf göttlicher Liebe, fie find aus dem Grunde der Emigkeit, daraus Licht und Vinfterniß entipringet. Als in der Annehmlichkeit eigener Begierde ift die Finfterniß, und im gleihen Wollen mit Gott das Licht. Da der Wille der Jchheit der Seele mit Gott mill: da ift Gottes Liebe im Wirken; und in der Selbft-Annehmlichkeit des feeliichen MWollens wirket Gottes Wille peinlih und ift eine Finjterniß, auf dap das Licht cerfannt werde. Sie find anders nichts als eine Dffenbarung göttlihen Willens, entweder in Licht oder Finiternig der geitlihen Welt Eigenfhaft.

44. Der Zünger fprah: Bas ift denn der Leid eines Menfhen?

Der Meifter fprah: Er ıft die fihtbare Welt, ein Bild und Mefen alles deffen, was die Welt if. Und die fihtbare Welt ift eine Offenbarung der innern geütlihen Welt, aus dem emigen Lichte und aus der ewigen Finfterniß, aus dem geiftlihen Gemwirke; und ift ein Gegenmwurf der Ewigkeit, mit dem fi) die Emigfeit hat fihtbar gemadt, da eigner Wille und gelaffener Wille unter eins ander mirket, ala Böfes und Gutes, Ein foldes Wefen ift au der aufere Menih; denn Gott fhuf den äußern Menfchen aus der äußern Welt, und blies ihm die innere geillliche Welt zu einer Seele und verftäntigem Leben ein. Darum fann die Seele in der äußern Welt Wefern Böfes und Gutes annehmen und wirken.