Marxismus und Darwinismus

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Herbert Spencer geprägt — zu nennen. Damit würden dann zugleih die Sieger im geſellſchaftlichen Kampfe, die Großkapitaliſten, als die beſten Menſchen proklamiert.

Hae>el iſt der Hauptſache nah immer bei dieſer Auffaſſung geblieben; 1892 drücte er ſie noch in den folgenden Worten aus: „Der Darwinismus die Selektionstheorie — erſcheint im Lichte unbefangener Kritik als ein ariſtokratiſhes Prinzip; es beruht auf der „Ausleſe der Beſten‘! Die Arbeits= teilung, auf der vorzugsweiſe die fortſchreitende Entwi>klung der organiſchen Welt beruht, bewirkt mit Notwendigkeit eine ſtetig zunehmende Divergenz des Charakters, eine immer waſende Ungleichheit der Jndividuen, ihrer Tätigkeit, ihrer Bildung, ihrer Lage. Je höher die menſhli<e Kultur aufſteigt, deſto größer müſſen die Unterſchiede und die Abſtufungen der ver-= ſchiedenen Arbeiterklaſſen werden, die zu ihrer verwi>elten Maſchinerie zu= fammenwixken. — Der Kommunismus und die von der Sozialdemokratie erſtrebte Gleichheit der Exiſtenzbedingungen und Leiſtungen würden dagegen gleichbedeutend ſein mit dem Rückfall in die Barbarei, in den tieriſchen Urzuſtand der rohen Naturvölker.“

Der engliſche Philoſoph Herbert Spencer hatte {hon vor Darwin eine Geſellſchaftstheorie, die eine Theorie des bürgerlichen Fndividualismus war, auf den Kampf ums Daſein gegründet und dieſe nachher mit dem Darwinismus in engſten Zuſammenhang gebracht. Jn der Tierwelt werden fortwährend die alten, kränflihen und ſ{<wachen Tiere ausgerottet und nur die geſunden und kräftigen bleiben übrig. Daher bildet der Kampf ums Daſein zugleih einen Reinigungsprozeß der Raſſe, die dadur<h vor Verſchlechterung bewahrt bleibt. Das iſt die wohltätige Wirkung des Kampfes, worin jeder nah ſeiner Anſtrengung und Qualität mehr oder weniger Erfolg hat, daß die möglihſte Vollkommenheit durch ſtrenge Zucht geſichert wird. Hört dieſer Wettkampf auf, iſt jeder ohne Kampf, ohne Anſtrengung ſeines Lebensunterhalts ſicher, ſo muß notwendig die Raſſe fich verſhle<htern. Wird das Schwache, Untaugliche, Kränkliche künſtlih geſhüßt und am Leben erhalten, ſo muß eine allmähliche Degeneration, eine Verſchlechterung der Raſſe die unabwendbare Folge ſein. Geht die Sympathie, die ſi<h in Wohltätigkeit äußert, über ihre vernünftigen Grenzen hinaus, ſo verfehlt ſie ihren Zwe; anſtatt Leiden zu lindern, vergrößert ſie die Summe des Leidens für die Nachkommen. Die gute Wirkung des ſ{honungsloſen Kancpfes ums Daſein zeigt ſi<h bei den wilden Tieren; ſie ſind alle ſtroßend vor Geſundheit und Kraft, weil fie ſih dur< eine harte Schule tauſender Gefahren und Anſtrengungen emporkämpfen mußten, worin alles, woran nur das geringſte fehlte, zugrunde ging. Bei den Menſchen und den Haustieren ſind Krankheiten und Schwächen ſo allgemein, weil das Kranke und Schwache hier aus anderen Rüſichten künſtlih erhalten wird. Der Soziali8mus, der den beſtehenden Kampf ums Daſein in der Menſchenwelt aufheben will, wird dadurch notwendig eine fortſchreitende körperliche und geiſtige Entartung der Menſchheit hervorrufen.

Dies ſind die Hauptgedanken der Beweisführung, die den Darwinismus als Waffe zur Verteidigung der bürgerlichen Ordnung anwendet. So ſtark