Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden

Frankreich 1789. 3

Abgaben und der Volksmenge, gewählt werden ſollten; ob aber die Sibungen der Stände abgeſondert gehalten, uud nach Kopfzahl oder Ständen geſtimmt werden ſollte, wurde mit Stillſchweigen übergangen, Die Notabeln wurden am 12, Dec. 1788 entlaſſen, nachdem ſelbige noh zuvor den Beſchluß gefaßt hatten, daß der Adel künftig gleichen Antheil an alle Abgaben übernehmen wolle.

So war denn nun der erſte Schritt gethan, welcher die große Revolution herbeyführte, und dem gutmöüthigen Ludwig XVI. Krone und Leben koſtete. Schon die Wahl der Deputirten, womit man ſich in allen Provinzen des Reiches in den erſten Monaten des Jahres 1789 beſchäftigte, gab zu einer Menge Zwiſtigkeiten und Un-. regelmäßigkeiten Veranlaſſung, und da ſo viele unruhige und úberſpannte Köpfe Gelegenheit fanden, erwählt zu werden; ſo durfte man von dieſer Neichsverſammlung cben feine ruhige und be¡onnene Beſeitigung der Staats: mängel erwarten.

Bis zum x, May hatten ſich ſämmtliche Deputirten zu Paris eingefunden, und begaben ſi< am 4. May nach Verſailles, woſelbſt am 5. May die Sibungen der Reichsverſammlung eröffnet werden ſollten, Dieſe er: habene Feyerlichkeit wurde ganz ſo gehalten, wie 1614. Zuerſt verfügte ſich der König mit den Ständen in folz gender glänzenden Proceſſion nah der Ludwigskixche, Herolde eröfneten den Zug, dann folgten die Deputirten des geiſtlichen Standes, in deren Mitte der König und die Königin unter einem prächtigen Thronhimmel giengen, umgeben von allen Großen des Hofes. Die Kardinäle trugen rothe Hüte und Purpurmättel, die Erzbiſchöfe und Biſchöfe violetſammtne Talare und die übrigen Geiſtlichen ſhwarze Kleidung Hierauf folgte der Adelſtand in furzen ſeidenen Mänteln, mit runden Hüten und hohen weißen: Federbüſchen, und endli der Bürgerſtand. in ſchwarzen langen Mänteln, mic

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